Re: Joanna Newsom – Have One On Me

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tina-toledo
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Wie man ihre Vocals auf diesem Album noch mit Tags wie „Quietschen“ versehen kann (sie „quietscht“ geschätzte fünf Mal im Laufe der 2 Stunden), ist mir ein Rätsel. Man mag viele ihrer Kompositionen und Arrangements als zu versponnen empfinden oder ihr ihr Gemüt nicht abnehmen, alles für mich nachvollziehbar (wenn auch nicht -empfindbar) – aber „grottig“, „Furchtbareres habe ich lange nicht gehört“, etc.? Solche Reaktionen kann ich mir für die beiden Vorgänger durchaus gut erklären, auf „The Milk-Eyed Mender“ war ihr Gesang noch exzentrisch und oft wenig melodiedienlich, auf „Ys“ die Arrangements teils bombastisch und die Tracks allesamt sehr lang.
„Have One On Me“ allerdings ist m.E. mit diesen Eigenschaften kaum mehr zu charakterisieren, allenfalls die Länge des Albums kann man sehr wohl als strapaziös empfinden (und die einiger der Einzeltracks). Aber so sanft, bodenständig und (im Kleinen) greifbar wie an vielen Stellen des Albums, etwa in „Good Intentions..“, „Soft As Chalk“,“On A Good Day“ oder „You And Me, Bess“, hat sie noch nie geklungen. Auch mit Elfentum hat das Ganze eigentlich nichts mehr zu tun. Dennoch ist das Album nicht nur zugänglicher, sondern gleichzeitig auch oft fordernder – nicht aber in einer etwaigen Exzentrik, sondern in seiner Feinheit und Langsamkeit, die Geduld und Sensibilität abfordern – als alles davor. Daher hätte ich von den „Verächtern“ diesmal eher Statements ala „so nervig wie früher ist sie ja nicht mehr, (z.B.) „81“ und Teile anderer Tracks gefallen mir sogar, aber über die weitesten Strecken ist mir das doch zu wenig fokussiert“ erwartet, nicht aber weiterhin diese love-or-loath-Situation.

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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!