Re: The Chicago Sound

#7451023  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 66,851

Ich hole mal diesen Teil-Post von gestern noch hier rüber – THELONICA hat schon auf der ersten Seite ein Album von El’Zabar vorgestellt:

Mit „Big M“, der zwanzigminütigen Hommage an seinen langjährigen Bassisten Malachi Favors, beginnt Kahil El’Zabars Ritual Trio seine Aufnahme Live at the River East Art Center (Delmark, auch auf DVD erschienen). Billy Bang spielte einige Male als Gast des Trios, das zu diesem Zeitpunkt neben dem Leader aus Ari Brown (ts) und Yosef Ben Israel (b). Über ein dichtes Geflecht aus Trommelrhythmen und gezupfte Geige sowie den tiefen Bass von Israel bläst Ari Brown mit riesigem Ton das Thema.
Was wir hier während etwas über einer Stunde zu hören kriegen ist bestimmt kein grosses Album, aber es ist ein Dokument eines tollen Konzertes, das streckenweise fast mehr nach Party klingt und tief, tief in Chicago verwurzelt ist. Bang, der Zuzüger, spielt für einmal elektrische Violine, entlockt dem Instrument aber im grossen ganzen die selben Klänge wie üblich. El’Zabar slbst sorgt an Drums, Kalimba und diversen Perkussionsinstrumenten und Trommeln für eine Vielfalt an Klängen, der Groove wird nie vernachlässigt und Ari Browns Tenor klingt dabei oft wie durch ein Fenster aus der Vergangenheit herübergerettet, so massiv und schön ist sein Ton.
In „Return of the Lost Tribe“ steht der neue Bassist der Band, Yosef Ben Israel mit seinem tollen walkign bass-Spiel im Zentrum, er zieht und treibt die Band durch das Stück, während El’Zabar ein reguläres Drumkit spielt. Brown bläst ein tolles Solo voller Ideen, tief in der Tradition verwurzelt, dann folgt Bang, der sich rasch ans Erforschen der Klänge macht, die sein Instrument hergibt. Dann folgt El’Zabar mit einem Drum-Solo, bevor das Stück ruhig endet.
„Where Do You Want to Go?“ stammt als einziges der Stücke nicht vom Leader sondern von Ari Brown. Den Beat trommelt El’Zabar an seinen handdrums, Der Bass trägt das Stück erneut, während Brown die Melodie spielt und Bang mit hohen Sounds drein- und drumherumspielt. Wie schon das vorangegangene Stück dauert auch dieses etwa dreizehn Minuten und die Musiker lassen sich viel Zeit, ihre Ideen zu entwickeln. Hier wird nichts überstürtzt, Phrase für Phrase wird sorsam ausgespielt, variiert, verändert, man folgt Brown und Bang in ihren Soli Ton für Ton – und das ist eine grosse Freude!
„Be Exciting (Kahil Testifies)“ ist eine programmatische Ansage von El’Zabar, sie dauert vier Minuten.
Zum Abschluss folgt dann „Oof“, die vierte lange Nummer, erneut Malachi Favors gewidmet und von Kalimba und Perkussion eröffnet, bevor Israel wieder einen fetten Bass legt, über dem sich das Stück ganz langsam entfaltet. Brown spielt eine einfach Singsang-Melodie, Israel tritt in den Dialog, Bang schleicht sich ganz leise durch die Hintertür ein. Wunderbar!
Die Musik bereitet mir ungeheuren Spass und erinnert mich immer wieder dran, dass ich mehr aus dem Umfeld von Kahil El’Zabar (Edward Wilkerson, Ernest Dawkins) anhören müsste!

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

In diesem Sinne hab ich mir grad die Delmark CDs „Renaissance of the Resistance“ und „Love Outside of Dreams“ von Kahil El’Zabar sowie „Cape Town Shuffle“ von Ernest Dawkins bestellt.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Und zudem wird hier von der Chicago Tribune gemeldet, dass der 87jährige Von Freeman zur nächsten Runde von NEA-Preisträgern gehören soll! About time. . .

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #150: Neuheiten 2023/24 – 12.3., 22:00; #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba