Re: "Indie": Genre? Vertriebsweg? Vorsilbe?

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some-velvet-morning

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JimKnopfDie Indielabels haben früher das „Scouting“ für die Majors gemacht.
Sie haben neue Talente entdeckt, gefördert und aufgebaut.
Wenn der Erfolg langsam zum Tragen kam, kamen die Majors und haben sie dann unter Vertrag genommen.
Da dies langfristig nicht geht, gehen mittlw. immer mehr Indies pleite.
Somit ist auch der Nachschub an frischen Bands zu den Majors größtenteils zum Erliegen gekommen (bestes Beispiel: seit den 90er hat es keinen neuen richtigen Trend mehr gegeben, nur neuaufgüsse und Retro)

Die Indiebands suchen sich nun andere Wege um bekannt zu werden.
Meist über Myspace.

Da dort die Zahl der Bands nahezu unüberschaubar ist gehen die meisten in der Flut unter.

Durchaus interessant, aber sind die Indies wirklich nur „Scouting“ für die Majors gewesen? Entstanden sie nicht aus einem Protest? Wir machen es anders. Wir schaffen eigene Vertriebswege. Wir brauchen die Majors nicht.
Deine Theorie ist insofern interessant, weil man sich natürlich fragt, warum nach Grunge und Techno nichts mehr kam. Ich sehe das Internet als den Hauptschuldigen und die gesellschaftliche Gesamtentwicklung der Postmoderne. Ja, jetzt werden Einige sagen, dass das Internet auch positive Seiten hat. Ja, hat es, aber für Künstler, die von ihren Platten leben wollen, ist es eine Katastrophe. Myspace erweist sich in Unübersichtlichkeit und England hat keinen John Peel mehr, der aussortiert. Wir bräuchten ihn heute angesichts der Unübersichtlichkeit mehr denn je. Ich frage mich oft, wie er mit dieser Internetwelt zurechgekommen wäre. Das ganze Musikbuisness, die Distrubition … hat sich verändert.
Die Märchen der Bands, die durch das Internet entdeckt werden, verdecken schon die Wahrheit, dass der Normalhörer bei soviel Auswahl schnell in Beliebigkeit verfallen kann und eine Band oder eine Richtung einfach nicht mehr den Stellenwert hat wie früher. Man relativiert schnell, kommt pseudo-abgeklärt rüber, weil man ja noch andere Links und Seiten kennt. Das Internet lässt m. E. daduch jede (Jugend-)bewegung wie Grunge sofort im Keim ersticken. Das Schlimmste war für einen Trend damals, wenn er vom „Mainstream“ aufgegriffen wurde, eine Mode entstand und die „Trittbrettfahrer“ zuhauf kamen. Da hat jede Strömung zerstört. Dadurch, dass durch das Internet die Trendscouts aber gar nicht mehr notwendig sind, wird jede Strömung sofort oberflächlich erkannt, aufgesaugt und im Schnellverfahren konsumiert. Mit solch einer McDonalds Haltung wird kein Musiktrend mehr sich durchsetzen können.

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