Re: Nie wieder keine Ahnung! Malerei

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Stormy MondaySehr aufregend fand ich die „Freiheitsglocke“,wo er sich Anfang der 90-er in der Ukraine(?) in einer ehemaligen Synagoge als Klöppel zwischen zwei Metallplatten hin und her schwingen liess. Sein Kunstverständnis ist oft körperlich schmerzhaft, aber immer zum Nachdenken anregend. Auch die kommunistische Faust, die er sich rückenfüllend damals mit Eigenblut tätowieren liess, war eine spannende Aktion. Oder das Containerdorf, das er dem Sponsor Daimler Benz zur Leichtathletik-WM in Stuttgart für teuer Geld verkaufte…. Wofgang Flatz: *****

Ich kann damit eher wenig anfangen. Sorry! Mich stört vor allem das Leibfeindliche daran, das Märtyrer-Leidhafte (a la heiliger Sebastian), der gegeiselte Körper.

Von katholischer Erziehung verseucht habe ich erst spät gelernt, dass man mehr auf seinen Körper und dessen Bedürfnisse achten sollte, weil man ohne Körper nun mal nicht leben kann: Der Geist allein macht’s nicht. Leider?

Hans Wollschläger hat unter Berufung auf einen Text seines Lehrers Arno Schmidt den Menschen gerne als Gemisch aus Scheiße und Mondschein beschrieben: Das eine ist ohne das andere (zumindest in dieser Welt und in diesem Leben) nicht zu haben.

Meines Erachtens rührt die weit verbreitete Tendenz zur körperlichen Selbstbeschädigung hierzulande vor allem von einer erzkatholischen Erziehung her, wie sie Anfang der 60er Jahre im erzkatholischen Österreich üblich war: Der Körper als steter Quell des Bösen, der gestraft (bzw. heute oft gestrafft) werden muss.

Es kostet oft das halbe Leben, diesen unsäglichen Dreck zu überwinden: „Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will“ (Heimito von Doderer: Ein Mord, den jeder begeht).

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