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Nur am Rande: John Peel benutzte den Ausdruck „Noughties“ ständig, quasi habituell. Na?
Gut, ab heute spreche ich nur noch von den Noughties. Je länger ich übe, geht mir der Begriff quasi in Fleisch und Blut über. Aber im Ernst: Ich weiß nicht, warum ich mich mit dem Begriff so schwer tue. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, wofür die Noughties stehen sollen.
Es ist musikalisch betrachtet das postmodernste Jahrzehnt, standen doch andere Jahrzehnte noch halbwegs oder vordergründig für einen bestimmten Sound oder überhaupt für bestimmte Richtungen/Strömungen, ist er in dieser Dekade schwer auszumachen. Viele Zitate der Vergangenheit sind zu erkennen und letztendlich war alles vertreten, nur eben in wiederholter Form.
Über die 20er/30er/40er50er/60er/70er/80er brauchen wir nicht großartig zu sprechen. Bei den 90ern erkenne ich Techno/House, Grunge, Brit Pop, Lo-fi und Euro Dance als auffällige Strömungen. Aber die Noughties? Ich persönlich würde sagen, dass es zum Einen die Musik aus den USA ist, die sich gegen Bush stellte (New Weird America mit Vertretern wie Antony And The Johnsons, Will Oldham, Coco Rosie, Devendra Banhart, Iron And Wine,….- eigentlich alle Vertreter, die dem Irak Krieg und der Bush Regierung auf ihre Art musikalisch Parolie geboten haben- somit zudem die New Yorker Fraktion mit Interpol, Strokes, TPOBPAH,…) oder ein grundsätzliches Revival von Folk (meinetwegen leisen Klängen en generalle) und ein auffallender Retro 80s Trend bei vielen Bands. Das sind allerdings nur sehr vage Richtungen, die vielleicht meiner persönlichen Wahrnehmung entsprechen. Sie waren nicht so deutlich wie Grunge, Techno, RocknRoll, Synthie Pop- das Fehlen einer Musikrichtung ist fast das Hauptmerkmal dieses Jahrzehnts. Das Internet hat vielleicht auch seinen Teil dazu beigetragen, dass quasi alle Musik verfügbar, anhörbar und eine Unzahl an Bands auf den Markt kamen. Trotz der Krise der Musikindustrie habe ich das Gefühl, dass es noch nie so viele Bands gab wie heutzutage. Die Verbreitung von Musik durch Internet (myspace…) ermöglicht sehr schnell das Veröffentlichen der eigenen Musik. Gleichzeitig hat sich damit eine Orientierungslosigkeit eingestellt und mit Sicherheit auch eine gewisse Beliebigkeit, da ja sowieso alles en masse und jederzeit verfügbar ist. Vielleicht aber nur virtuell, denn richtig wichtige Bands, die den Musikmarkt erschüttert haben, sind wiederum nicht zu erkennen. Es gibt für Jeden ein paar Bands, die vielleicht seinen Geschmack treffen. Nichts Neues und nichts, was weh tut. Pessimistisch betrachtet kann man zu diesem Jahrzehnt sagen, dass im Prinzip alles in der Popmusik gesagt wurde und jetzt sich nur noch alles wiederholt. So hat es sinngemäß KLF betrachtet.
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