Re: Julian Casablancas "Phrazes for the Young"

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nikodemus

Registriert seit: 07.03.2004

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Bei den Strokes war es ja so, dass sie einem bei „This Is It“ gepackt haben oder nicht, da war nichts lange schön zu hören, es kickt oder nicht. Auch bei dem Nachfolger ging es mir noch ähnlich, einmal 12:51 oder Reptilia und ich war begeistert. „First Impressions Of Earth“ musste ich mir dann erarbeiten, The Strokes wollten sich neu erfinden und Casablancas sang sogar Balladen.

Was sollte jetzt bei Casablancas Solo Album rauskommen? Dankenswerterweise hat er einen Strich unter dem Sound seiner alten (?) Band gezogen und sich neu erfunden, wenngleich das Ataripipsen schon auf „Room On Fire“ zu hören war und Casablancas auch auf „1st Impressions“ nicht mehr durch den Verzerrer sang. Um es vorweg zu nehmen, die Platte ist toll, „Out of The Blue“ klingt noch wie eine Reminiszenz an The Strokes, passenderweise beschreiben die Lyrics das Ende einer Beziehung oder einer Sache, Casablancas ist genervt und klingt dennoch genauso gelangweilt wie immer. Toller Beat, zurückgenomme Gitarren (die kommen später gefühlt ja kaum noch vor), alter Sound auf modern getrimmt. Mag ich. „Left & Right In The Dark“ ist dann wie viele der anderen Songs auch viel zu weit draußen, irgendwie spacig und abgefahren, von dem schlichten Kicks der Strokes nichts mehr zu spüren. 11th Dimension dann der Hit, geht sofort ins Ohr und klingt so, wie man sich Casablancas vielleicht noch vorgestellt hat.

Bemerkenswert wird „Phrazes For The Young“ aber erst später, die Schunkelballade „Chordes Of The Apocalypse“ kommt unerwartet, „Ludlow Street“ beeinhaltet ein irres Banjo Solo und „River Of Brakelights“ ist völlig verquer und schält erst nach vielfachem Hören seine Melodie heraus. Am Ende noch die beiden Highlights: „Glass“, eine Space-Pop Ballade mit Falsett Gesang. Überhaupt gibt sich Casablancas Mühe beim Singen (und klingt dennoch natürlich ziemlich lässig). Und dann „Tourist“ mit (endlich! doch noch eins) einem markanten Gitarren-Riff (das aber wieder verschwindet, sobald man sich dran gewöhnt hat) und einer völligen Gaga-Bläser-Sektion am Ende des Songs. Natürlich ist hier vieles Over the top, ungeordnet und hätte etwas verschlankt werden dürfte, Spaß macht’s dennoch zu hören wie Casablancas auf alles scheißt und macht was er will.

Was bleibt: ich musste „Phrazes“ ein paar mal hören, der Kick von „Is This It“ ist aber sowieso nicht zu wiederholen. Dennoch ein richiges gutes Album.

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