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ursa minor hat bereits einige wichtige Dinge, die für dieses Album charakteristisch sind sehr gut erkannt und beschrieben. Wahrlich kein „typisches“ Album für die „typische“ Jugend des zuende gehenden Jahrzehnts, sondern für diejenigen, die ihre historisch geprägten Vorlieben hegen (und pflegen) – und sich trotzdem mit einigem Selbstvertrauen (bei einigen dürfte auch Selbstüberschätzung vorliegen…) im musikalischen Hier und Jetzt wähnen. Mittlerweile sind ja die Jahre in gewisser künstlerischer/musikalischer Hinsicht (manchmal zum Glück) relativ austauschbar geworden, ob es einem gefällt oder nicht: so kann 2009 durchaus klingen wie 1984 – und umgekehrt hatte man gerade in den Achtzigern schon immer mit Vorliebe eine vage Vorstellung davon, wie die Zukunft klingen könnte. Eine (auch aus damaliger Sicht) durchaus denkbare ist eben „Phrazes for the young“.
Und richtig, wer als „richtiger Strokes-Fan“ (gibt’s die überhaupt?) mit zittriger Erwartungshaltung dieses Album auflegt, der kann erst einmal richtig schön ernüchtert werden, so ganz „Out of the blue“ (muhaha – den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, sic…).
Ohnedies bilden die drei ersten Stücke ein sehr stimmiges und beschwingtes Trio, das von dem wirklichen Absturz-Kandidaten und dünnem Peinlich-Halbrocker „4 Chords Of The Apocalypse“ heftig ausgebremst wird. Aber vielleicht habe ich auch den Witz dahinter nicht verstanden…
Nein, kein Dancefloor, wie hier im Thread irgendwo zu lesen war, aber schierer Pop, clevererweise an bestimmten Stellen auf schräg gestellt und hier und dort wohlweislich nicht bis zum bitteren Ende durchproduziert. Ja, die („künstlichen“) Musik-Achtziger sind natürlich auch dabei, aber nicht die wirklich schlimmen, man kann aufatmen. Also nicht das, was manche der damals auf „flippig“ aufgemachten Amis für „New Wave“ hielten, sondern irgendwie wird man das Gefühl nicht los, als hätten mit der Materie eher vertraute Gesellen wie Ric Ocasek oder gar Alan Vega dem Herrn Casablancas hier und dort das Händchen geführt haben können.
Eine Nummer wie „11th Dimension“ könnte man den New Order einer anderen Zeit zur Bearbeitung übergeben, „Ludlow St.“ erinnert entfernt an den späteren Frank Tovey, ca. „Bridge Street Shuffle“. „River Of Brakelights“ wurde hier schon entsprechend gewürdigt – und ja, ich habe das Stück heute morgen in entsprechender Umgebung auf mich wirken lassen – es funktioniert tatsächlich…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad