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Joachim HentschelDas kapiere ich nicht, lieber Cassavetes: Wenn du mir zustimmst – wie kann das dann ein Argument gegen den Text sein?
Hallo Joachim, gestoßen habe ich mich eigentlich nur an der Stelle mit dem unoriginellen Dahinschludern der altbackenen Musik.
Die von dir angesprochene Stelle (mit den Männern, Frauen, Ägyptern usw.) wirkte auf mich sehr überrascht – dabei hat Gaga schon vor Monaten genau das großspurig angekündigt, was sie jetzt wahrmacht: nämlich die große Weltumarmungs-Platte abzuliefern, mit der sie ihre Fans nach Möglichkeit zu besseren, toleranteren Menschen machen möchte (sagte sie so bei Jay Leno).
Ansonsten stimme ich dir zu, daß Gaga bewußt die Nähe zu „Express Yourself“ sucht und daß die Inszenierung auch eine Rolle für die Musik spielt. Nur funktionieren die Songs für mich eben, ebenso wie wohl für die 40jährige Friseurin, auch gut ohne das neueste Vogue-Fotoshooting oder 8-Minuten-Videoclips.
Viele Lady-Gaga-Käufer kennen die Dame wohl wirklich nur aus dem Autoradio oder den 30-Sekunden-Einspielfilmchen auf RTL 2 (denn das Musikfernsehen ist tot und nicht jeder surft bei YouTube).
Alles andere (Inszenierung, Image, Kostüme, Akerlund-Clips etc.) ist doch nur ein zusätzliches Bonbon für die strengen Pop-Analytiker wie unsereins – es trägt sicherlich zum Gesamtbild bei, aber Millionen von Hörern beschäftigen sich überhaupt nicht mit diesem, sondern nehmen bei ihr fast ausschließlich nur den Teilaspekt der Musik an sich wahr. Und die finden das wohl gar nicht altbacken, sonst würden sie es nicht kaufen (oder dazu mit offenem Cabrio-Verdeck durch die Stadt rasen).
Da (bei dem Erreichen einer größtmöglichen Zuhörerschaft) ist es natürlich hilfreich, wenn so ein bißchen sofortiger Wiedererkennungswert durch das kühl kalkulierte Hinzufügen einer Prise „Express Yourself“ entsteht – ähnliches ist ja sowieso seit spätestens Puff Daddys „I’ll Be Missing You“ salonfähig. Geschäftsförderndes Pop-Recycling, wenn du so willst.
Ansonsten habe ich aus deinem Text keinen Sarkasmus herausgelesen, und mit Friseurinnen hatte ich auch noch nie Probleme.
Gruß, Cassa