Ein großer Freund von Rammstein war ich ja eh nie. Das neue Album ist allerdings an Plattheit, Einfallslosigkeit und Vorhersehbarkeit kaum zu übertreffen. Musikalisch wird wieder auf bewährte Art dumpfer Heavy Rock geboten. Mit ein paar Streicherflächen hier und da unterlegt oder ein paar Waldhörnern im Hintergrund. Auch das Songwriting der Band war selten besonders überraschend oder ungewöhnlich. Und so bleibt man auch hier wieder in ausgetretenen Pfaden. Schön zum Mitgröhlen sind etliche der Songs geeignet. Am ärgerlichsten sind jedoch die Texte von Herrn Lindemann, die auf durchschaubare und billige Art und Weise die Erwartungen bestimmter Fans erfüllen und ganz nebenbei die eine oder andere empörte Reaktion zu provozieren versuchen. Dabei ist übrigens die Single „Pussy“ musikalisch noch am ehesten sowas wie ein Hinhörer. Wer auf derben Humor in Verbindung mit Hardcore Porno steht, wird sowohl vom Text wie vom Promovideo bestens bedient. Ich gebe zu, ich habe sogar ein, zwei Mal schmunzeln müssen. Aber letztlich ist das alles so platt und kalkuliert und imgrunde eklig, dass man es nicht noch ein zweites oder drittes Mal hören will. Sehen schon gar nicht.
Mit großer Lyrik hat das ebenso wenig zu tun wie das aktuelle Werk des Kollegen Westernhagen. Lindemann will die Erwartungen und niederen Instinkte eines Teils seiner Fans bedienen. Alles was an Sexualität und Libido eklig, pervers oder mit Tabus belegt ist, wird mehr oder weniger offen thematisiert. Ob das allen Fans der Band gefällt bleibt abzuwarten. Aber ihre Fans hat die Band bzw. ihr Management ja schon im Vorfeld der Veröffentlichung vor den Kopf gestoßen, indem Fanseiten und Foren schon wegen der Nachricht über undichte Stellen und das Auftauchen eines Albumtracks in Netz belangt werden sollten.
Dass man menschliche Abgründe auch in Literatur, Poesie und Musik darstellen kann und sollte, bestreitet niemand. Auf so billige und effektheischende Art, wie es Rammstein hier machen, widert mich das allerdings nur an. Das konnten sie selber sogar schon besser. Andere sowieso.
Da es oben kein Abstimmungsfeld gibt, gebe ich meinen einen Stern hier mit der Anmerkung, dass „Liebe ist für alle da“ trotzdem noch vor „Williamsburg“ rangiert. Doch sind dies nur Marginalien.
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