Re: Westernhagen – Williamsburg

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This charming man

Registriert seit: 04.05.2003

Beiträge: 3,598

@ Sonic Juice

Du bist eben elitär (s. Selbstentlarvung in Post #40, letzter Absatz) und egoistisch (s. Selbstbezichtigung in Post #50, letzter Absatz), ich dagegen bin Altruist, Humanist und Philanthrop. Keine Musik ist so unbedeutend, daß sie nicht wert wäre, von mir wahrgenommen zu werden, kein User so unbeschlagen und stur, daß ich mir nicht die Mühe machte, ihn dezent auf seine Beschränktheit aufmerksam zu machen. Es wäre geradezu wider meine Natur, einen Kulturbanausen einfach so seinem Schicksal zu überlassen. Dir als Elitist und Egomane sind derlei fürsorgliche Gedanken fremd, ich weiß, doch wisse, daß ich von meinen hehren Zielen niemals abrücken werde. Nicht Ruhe, nicht Schlaf werde ich mir gönnen, solange da draußen noch unselige Gestalten durch virtuelle Welten wanken, ohn‘ Ahnung vom gottgleichen Genie eines Scott Walker. Um diese armen, bemitleidenswerten Tröpfe zu finden und ins Licht zu führen, suche ich gelegentlich dieses Forum heim (dr.music zürnt darüber). Und ich weiß wohl, wo sie anzutreffen sind, wo sie sich zusammenglucken in ihrer musikalischen Hilf- und Ahnungslosigkeit. Hier nämlich, am unteren Ende der Verständnisleiter suchen sie Zuflucht vor Deinesgleichen, vor Teilnehmern mit einem so hohen kulturellen IQ, daß ihnen die Entschlüsselung und Wertschätzung selbst der Country Music keinerlei Anstrengung abverlangt. Hierher zieht es mich also periodisch, um die Segnungen musikalischer Aufklärung jedem geistig Depravierten angedeihen zu lassen, der sie dankbar annimmt. Die völlig Verstockten aber, die imbezil schwarzrotgelbe Fahnen schwenkenden Deutschmusikdogmatiker, die sich mit jeder Faser ihres Seins gegen Aufklärung sträuben, sollen halt, nun ja, in ihrer Hölle weiterschmoren.

Deine Fragen zur Rolle kramers in diesem Kontinuum und zu seinen Energien, die er Deiner Auffassung nach besser aufsparen und jedenfalls hier nicht verschwenden dürfe, kann nur er selbst beantworten. So weit ich ihn kenne, liebt er es, von Zeit zu Zeit dorthin zu gehen, wo es weh tut. Womöglich steckt auch in ihm ein Musikmissionar, ein sendungsbewußter, der – wer wollte es ihm verdenken – bisweilen die Schnauze gestrichen voll hat von den Schmähungen und jämmerlichen Demütigungsversuchen, denen er nicht selten ausgesetzt ist ob seines wohltätigen Einsatzes. Irgendwann werden sie den noch zu würdigen lernen, die musikalisch Geforderten und argumentativ Unzugänglichen, ja Aufsässigen. Du forderst von ihm Erkenntnisgewinn für Dich, er aber verteilt seine Erkenntnis freigiebig an jeden ästhetisch noch so Zukurzgekommenen, ob er ihr teilhaftig werden möchte oder nicht. Das nenne ich wahre Größe. An Close to the Edge freilich wird er sich die Zähne ausbeißen, fürchte ich.

@ j.w.

Ich hatte ja konzediert, daß man eine solche Dividierung vornehmen könnte. Das Resultat wäre am Ende allerdings kein anderes, weil mancherorts stabile Balken nichts an der maroden Substanz des Bauwerks ändern würden. Die Statik bliebe prekär. Du siehst, ich rede im Konjunktiv. Eben weil das Backing auf diesem Album genauso ist, wie Du es hier irgendwo beschrieben hast: „angenehm entspannt“ und „unaufdringlich geschmackvoll“ (aus dem Gedächtnis zitiert). Keine Empfehlung, to put it mildly.

@ Realman

Nicht sinnwidrig, sondern sinnlos: der Film als solches taugt nichts, wenn Drehbuch und schauspielerische Leistung grauenhaft sind. Du schaust Dir einen solchen Film nochmal an, nur weil er „visuell“ was hergibt? Nun, ich nicht. Und darum ging es doch bei der Bewertung der Westernhagen-LP. Songs und Gesang grässlich, Backing Tracks entspannt geschmackvoll, per Saldo *. I rest my case.

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