Re: Welche "Klassiker" sollte man lesen?

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beetlejuice

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nerea87Homo Faber fällt m.E. hinter die drei großen Romane (Stiller – Gantenbein – Montauk) noch zurück. Im Vergleich zu diesen Werken ist das nur Frisch light, viele Motive sind auch da, aber nichts ist so brillant herausgearbeitet wie v.a. in Gantenbein und Montauk, selbst Stiller kommt für meinen Geschmack da nicht ganz dran. Allein schon die „Lila-Pasagen“ -„Ich stelle mir vor“ im Gantenbein sind großartig. Hier werden in einer freien Form Lebensmöglichkeiten durchgespielt und variiert. Was bei Joyce als kühles Experiment in den verschiedenen Stationen der Odysee gleichsam seziert wird (das Tagesbuch), wird bei Frisch zu einem (viel leichter lesbaren) Spiel, das aber ernst und sehr persönlich ist. Damit geht Frisch in Gantenbein über das enge erzählerische Korsett aus Home Faber weit hinaus, in dem er „nur“ eine Geschichte erzählt. In Stiller gibt es schon erste Versuche, verschiedene Möglichkeiten zu erzählen, in Gantenbein ist das dann alles auf den Punkt gebracht. Montauk als Abschluss führt dann wieder ganz zurück zu der nur einen realisierten Möglichkeit, zu dem Tagebuch. Und deswegen finde ich Gantebein bedeutsamer und besser.

Mein Name sei Gantenbein werde ich dann mal auf meine Liste setzen. Das Experimentelle reizt mich doch sehr. Ich danke für die Empfehlung.
Ich kenne noch das Theaterstück Andorra.

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