Startseite › Foren › Kulturgut › Print-Pop, Musikbücher und andere Literatur sowie Zeitschriften › Die Drucksachen › Von Kafka bis Bernhard › Robert Gernhardt › Re: Robert Gernhardt
Carrot FlowerArnold Hau
Das hier zum Gegenstand der Erörterung gewordene Wortkunstwerk „Frage“, das die Fragwürdigkeit des Gedichts überhaupt in gleißendes Licht rückt, stammt ja, wie zu erwähnen bisher versäumt wurde, aus dem Nachlass jenes großen, verkannten Dichters und Denkers Arnold Hau, der hier mit vollem, ja vollstem Recht eine verdiente Würdigung erfährt.
Folgende kleine Anekdote über den großen Meister erscheint mir charakteristisch:
„Der späte Hau wandelte sich immer stärker vom Künstler zum Künder. Eindringlich warnt er am Mittag des 2. November vor der nahenden Dunkelheit. Ungläubiges Gelächter schlägt ihm entgegen, doch keine sechs Stunden später ist es soweit: Die bestürzten Lacher können ihre Hand nicht mehr vor Augen sehen.“
Doch auch im letzten Jahr vor seinem rätselhaften Verschwinden schuf Hau noch bedeutende Werke wie seine lyrische Hommage an Friedrich Nietzsche. Der Herausgeber bemerkt dazu einleitend:
„Berlin 1961. Arnold Hau schließt sich immer stärker von der Welt ab. (…) Doch er zeichnet und schreibt weiter. Er liest Swedenborg und äußert sich anerkennend über Ludwig Ganghofer. Wer ihn sieht, weiß, dass er jemandem gegenübersteht, der eine Botschaft hat. Doch welche Botschaft? Das fast schroffe lyrische Portrait Nietzsches, das in dieser Zeit entsteht, scheint Hau’s Distanz zu diesem großen Verkünder zu zeigen, der einst auch seine Jugend beeinflusste. Hat er, Hau, noch tiefere und höhere Dinge zu sagen?“
Hommage à Nietzsche
Ein kantiger Kopf
Augen
Die ewig flatterten
Sein Mund öffnete sich nicht leicht.
„Wer viel einst zu verkünden hat…“
Kein Plauderer
Nur selten tanzte er.
So saß er in Kehlmanns Ballhaus.
„Die Bergziegen bei Basel haben eine Art
von Stein zu Stein zu springen,
dass einem schlecht werden kann“
Sagte er gern
Und: „Die Lagerfähigkeit dieses Biers
ist unbegrenzt“
Oder: „Macht es wie die Eieruhr
zählt die heitren Stunden nur.“
Kein Drama
Kein Roman
Nur diese Sprüche.
Kaum etwas schriftlich hinterlassen.
Und doch:
Wer einmal
Sei es im Urlaub
Sei es zu Hause einen solchen Spruch gehört hat, wird ihn
so schnell nicht vergessen.
(Aus: F.W. Bernstein, R. Gernhardt & F.K. Waechter – Die Wahrheit über Arnold Hau)
--
To Hell with Poverty