Re: Robert Gernhardt

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haiksen

Registriert seit: 04.10.2009

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Go1
So wird in dem Gedicht „Frage“ ein Selbstwiderspruch zwischen Form und Aussage in Szene gesetzt:

Kann man nach zwei verlorenen Kriegen,
Nach blutigen Schlachten, schrecklichen Siegen,

Nach all dem Morden, all dem Vernichten,
Kann man nach diesen Zeiten noch dichten?

Die Antwort kann nur folgende sein:
Dreimal NEIN!

Die Pointe wird dadurch möglich, dass die Frage scheinbar ernst daherkommt – als Leser kennt man ja die Diskussion, ob nach Auschwitz noch ein Gedicht sich schreiben lasse.

Möchte bescheiden fragen: welche Pointe?
Ich empfinde das als ernsthafte Stellungnahme.
Sehe zwar auch den Widerspruch, dass er trotz dieser Erkenntnis weiter dichtete – genau wie Brecht, der „Schlechte Zeiten für Lyrik“ schrieb, und somit diese Frage sogar schon vor Ausschwitz stellte, und trotzdem weiter Lyrik schrieb.

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