Re: Robert Gernhardt

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haiksen

Registriert seit: 04.10.2009

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otisSehe ich anders.
Wie kann man welchen „Sinn“ welcher „Verwendung“ von welcher „Hochkunst“ unterlaufen?
Ich fand obiges Sonett auch immer recht gut. Ich denke aber, dass RG nie etwas ferner stand, als Sprachkunst ins Lächerliche zu ziehen.

Danke für den diskussionsbelebenden Gegenwind!
Wir sind uneingeschränkt einig, dass Gernhardt nicht Sprachkunst lächerlich machen wollte. Dafür ist er ein zu begnadeter Katalysator von Sprachtendenzen gewesen.
Vielmehr war er m. E. gegen eine unreflektierte Übernahme von Formen, nur um der Form willen, weil es die „hoch“geschätzten Dichter es eben so tradiert haben. Der Begriff „Hochkunst“ ist aber in der Tat ungenau – darum auch die Strichchen. Er sollte das „Schöngeistige“ umschreiben, das mit Lyrik oft verbunden wird. Und genau hier konterkariert (oder unterläuft) RG gnadenlos. Er schreibt von Aggressionen über den „abgefuckten Kacker und seinen Wichsereien“, anstatt von Liebe, blauen Blümchen oder von mir aus auch einem gesellschaftlichen Problem.
Welchen Sinn Gedichte letztlich haben mögen, liegt natürlich beim jeweiligen Autor. Aber ganz gewiß ist die Aussage „Sonette sind Scheiße“ in der Form eines Sonetts gepresst in satirischer Weise sinnuntergrabend.

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