Re: Die besten Prestige Alben

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gypsy-tail-wind
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Grad neu entdeckt: The Soul Man (Prestige PR 7387), zu finden auf einem Fantasy CD-Twofer, gepaart mit dem Album „Workin‘ Out“, das Timmons und Vibraphonist Johnny Lytle in einem Quartett zusammenbringt. (oder einem einem UK Twofer von BGP mit „Soul Food“).

Anyway, die Session mit Shorter ist wunderbar – entspannt aber konzentriert, Shorter mit seinem leicht abgehangenen, enorm lyrischen Sound… die Rhythmusgruppe aus Ron Carter und Jimmy Cobb begleitet einfühlsam, wo nötig aktiv eingreifend… die Stücke sind sehr spannend, bewegen sich für Timmons jedenfalls auf erstaunlich progressivem Gelände… was ihn selbst wiederum zu sehr viel freierem und lyrischerem Spiel antreibt, als man’s von ihm gewohnt ist. Von den sechs Stücken stammen übrigens drei von Carter (darunter der wundervolle „Little Waltz“, mit dem das Album endet), eins von Shorter und zwei von Timmons.

Grosse Empfehlung! Gehört auch in die „etwas anderen Klassiker“, dieses Album! Für mich als potentieller und tendentieller Timmons-Verächter (oder zumindest „Herunterspieler“) eine enorm angenehme Überraschung!

Zu Timmons im Allgemeinen: ich besitze „This Here Is BT“, „In Person“, „Soul Time“ und die „Prestige Trio Sessions“ (enthält die beiden 1964er Alben „Little Barefoot Soul“ und „Chun-King“) sowie all die Art Blakey und Cannonball Adderley Alben mit ihm… mag ihn also ganz gerne… bloss: he plays it safe… allzu oft verfällt er in seine Soul-Funk-Blues Klischees und spielt nicht wirklich… bzw. er spielt eine Rolle, ohne sich dabei spielerisch allzu weit zu entfalten oder neues Territorium zu beschreiten. Das finde ich oft schade, da man sein Talent durchaus hören kann. Gerade deswegen ist dieses Album mit Shorter (und in etwas weniger starkem Ausmass auch jenes mit Lytle) eine so schöne Überraschung für mich!
Ich lege jetzt gleich noch die Prestige Trio Sessions auf… und siehe da, ein Vamp-Tune mit funky Piano… genau das meine ich: das macht hie und da Spass, aber es geht nicht allzu tief.

Hier das Cover des Twofers von Fantasy – „Workin‘ Out“ heisst zugleich das Album mit Lytle:

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