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katharsis
Prestige hat einen großen Nachteil. Es war eigentlich nie Geld für Proben vorhanden. Daher sind die Musiker ins Studio gekarrt worden, oft ohne vorher miteinander gespielt zu haben. Dann wurden die vereinbarten Tracks, oft nach dem selben Schema ausgewählt, aufgenommen und es blieb oft keine Zeit für Alternative Takes. Daher unterliegen die Scheiben oft gravierenden Qualitätsschwankungen, oder man spürt die Luft nach oben. Im Vergleich finde ich, dass sich die bezahlten Proben, die sorgfältige Auswahl an Sidemen und der Einsatz von bestehenden Working Bands bspw. bei Blue Note bezahlt gemacht haben.
Nichts destotrotz gibt es einige Klassiker auf Prestige und Weinstock hatte eine gute Nase für Talente.
natürlich lässt sich das nicht ganz von der Hand weisen… bei vielen frühen Prestige Alben, grad den „infamen“ Jam Session Alben, war das Konzept scheinbar so etwas wie „statt das wir allen Beteiligten acht Stunden Proben bezahlen, holen wir noch Zoot Sims und John Coltrane dazu [kostete glaub ich 40$ pro Nase], gibt eine etwas schlechtere Qualität, aber verkauft genauso viel und ist billiger“. Und wenn man diese Alben heute hört, sie vielleicht in der Erwartung, ein Coltrane Album zu kriegen, gekauft hat, dann ist man zumindest irritiert… man muss halt sehen dass sich dieses „… nimmt jetzt sein neues Album auf, sechs neue Kompositionen, alles aus einem Guss, ganz anders als der Vorgänger…“ noch nicht voll durchgesetzt hatte, das mag der Einfluss von Blue Note gewesen sein, den großen Miles Columbia Alben, was weiß ich… diese Jam Session Alben stehen Jazz at the Philharmonic in gewisser Weise näher als Blue Note…
aber man muss auch sehen, dass diese Alben nur ein kleiner Teil des Outputs war, in diesen beiden Serien, deren Covers wir grad gepostet haben ist, glaub ich, kaum ein Album, das von dieser Kritik bertoffen ist… schon in den fünfziger Jahren haben Prestige auch Working Groups aufgenommen, bei Miles Davis, James Moody und Gene Ammons etwa… und es gab auch sorgfältig gemachte Projektalben, wie Webster Youngs Billie Holiday Tribute…
und in späteren Jahren sind sie an die Sache fast immer anders rangegangen; selbst bei den weniger sorgfältig gemachten Projekten haben sie meistens eine ihrer Standard -Rhythmusgruppen verwendet, zB Byard/Davis/Dawson oder Patterson/Gitarrist (oft Pat Martino)/Billy James und dazu einen Bläser verwendet, gelegentlich noch einen zweiten, meistens Eigenkompositionen, oder Standards, nur noch sehr selten von außen (Waldron, Teddy Charles…) dazugebrachte Kompositionen, fertig… (siehe zB die Serie von Eric Kloss Alben, da hat man das in Reinkultur…)
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