Re: Eric Rohmer

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tolomoquinkolom

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gypsy tail windHab gerade etwas gebastelt…

:-) Der “Umzug” gefällt mir – und die Kästchen in den Kästchen sehen gut aus!

gypsy tail wind Ich habe etwas Mühe mit dieser Betrachtungsweise, ehrlich gesagt. Dein Problem scheint mir Dein eigenes zu sein – und ein moralisches überdies, wenn denn der Betrug Teil des Problem ist. Trintignants Figur hat die Blonde ja bereits im Blick, als er bei Maud seine Vorstellung von Liebe erläutert… man könnte also auch sagen, dass sich die Theorie erst NACH der Praxis ergibt, die Vorstellung der Wirklichkeit hinterher folgt.

Nun, die Contes Moraux sind ja als ebensolche angelegt. Es ging mir jedoch nicht so sehr um Ehemoral, sondern die theoretisch|moralischen Ansprüche der Hauptfigur Jean-Louis. In der Praxis wollen diese Ansprüche nicht so recht zur Theorie passen. Überhaupt das große Thema in den Filmen Eric Rohmers: der Widerspruch zwischen Reden und Tun. Der Ehebruch (als Vorgeschichte des Films) ist für die Handlung wichtig, denn er ist Auslöser der folgenden Ereignisse.

Dem einsamen Jean-Louis begegnet Francoise das erste Mal in einer Kirche (er sieht darin eine Fügung und Bestätigung seines Glaubens) und lässt sich von ihrem Gesicht zu seiner Lebensperspektive inspirieren. Dabei gerät dem zunächst nur theoretisch liebenden Jean-Louis jener Pascal dazwischen (noch ein Mathematiker), über den ja nicht ohne Grund im Film viel diskutiert wird. Ist dir übrigens aufgefallen, dass Rohmer seinen Film in Pascals Geburtsstadt Clermont-Ferrand spielen lässt?

Auch die Tatsache, dass Françoise der Grund von Mauds Scheidung gewesen ist… das liegt zwar auf der Hand, wird aber keineswegs offen ausgesprochen, ich halte diese zwar plausible aber eben auch verengende Deutung für etwas übertrieben, würde eher dazu tendieren, sie als eine Möglichkeit zu betrachten (die wahrscheinlicher sein mag als andere, unausgesprochene, nicht angedeutete).

In MA NUIT lernt man Francoise leider kaum kennen (dafür Maud, die offenherzigste Figur im Film, um so mehr). Wenn am Ende des Films Francoise unruhig im Sand sitzend, bei Jean-Louis’ Rückkehr den Kopf senkt, ihn verwundert anblickt, als dieser sich in eben gewonnener Erkenntnis davon überrascht zeigt, dass sich Maude und Francoise kannten – und sie dazu schweigt, dann halte ich das für sehr eindeutig. Jean-Louis begreift in diesem Augenblick, dass Francoise nicht über das verwirrt ist, was sie über ihn (und seine Nacht bei Maud), sondern über das was er gerade über sie erfahren hat. Schweigende Frauen haben immer eine Bedeutung – sogar im Film. ;-)

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