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Go1Beim Hören gestern Abend kam mir das Album dennoch ein wenig zu lang vor
Der sieben Minuten lange Track „The Ravens“ hält m.E. den Fortgang etwas auf und ist vielleicht, obwohl nicht schlecht, nicht packend genug für seine Länge (klienicum ist da allerdings anderer Meinung).
Go1“Victorian America“, der Titelsong ist der eingängigste hier; er ist auch einer der schönsten, aber beileibe nicht der einzige Höhepunkt.
Ein weiterer Höhepunkt ist „Frozen Heart“, ein dunkel-romantisches Lied, dessen fünfeinhalb Minuten wie im Flug vergehen. Es greift das viktorianische Motiv des „haunted house“ auf. In der Nacht, die es heraufbeschwört, sitzt Emily Jane White am Klavier, schlägt nachdrücklich ihre Akkorde an, wie es auch Cat Power tun würde, und singt mit sanfter Entschlossenheit ihre Strophen. Diese sind eingerahmt von instrumentalen Zwischenspielen, in denen die Geige eine zweite Melodie spielt und variiert, begleitet vom Cello und einem reduzierten Schlagzeug aus Basstrommel und Becken. Schon das ist schön genug, aber die Aufnahme wird durch ein paar geschickt platzierte Details noch besser: durch das Doppeln der Stimme bei ausgewählten Zeilen wie „Walk on, skeleton“ (wobei die zweite Stimme aus dem Hintergrund erklingt); ein unverhofftes Pizzicato der Geige; und vor allem dadurch, dass die Band zum Ende der letzten Strophe gemeinsam die Spannung erhöht und einen Höhepunkt vorbereitet, während White zwei Mal die Schlusszeile singt: „No pulse, dyin‘ art, behold your frozen heart“. Es ist ein Traum.
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To Hell with Poverty