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Ja, ich habs mal wieder mit etwas Deutschem:
Bettina Wegner – Immer wieder eine Lanze werfen
Immer wieder eine Lanze werfen
wenn sie trifft, verblute ich.
Ach, ich wollte mir mein Schwert noch schärfen
doch am Ende treff ich mich.
Jede Schlinge, die ich lege
dich an mich zu binden
ist zum Schluß mir selbst im Wege
will sich um mich winden.
Jedes kalte Wort zum Abschied
das ich schleudern will
wird ein Weinen und ein Lied
darum bin ich lieber still.
Laß dich gehn aus meinem Leben
laß dich nun in Ruh
und will ich dir einen Abschied geben
hör mir nicht mehr zu.
Ich mag das sehr.
Mich berührt diese verlorengegangene Liebe, die Frau Wegner beschreibt.
In simplen Worten, simplen Sätzen.
Dazu passt:
Erich Kästner < < ~ >>
Sachliche Romanze
Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wußten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
Hat Herman van Veen mal vertont.
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