Re: 45 faves by Roseblood

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roseblood

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Lou Reed – Walk On The Wild Side

A: Walk On The Wild Side
B: Vicious

Released: 1973 (D)
Label: RCA
Catalog#: 74-16284

Nachdem Lou Reed 1970 noch während der Abmischung des „Loaded“-Albums The Velvet Underground verließ, dauerte es nicht lang, um den Erfolg zu bekommen, den er gerne mit VU bekommen hätte. Sein erstes Solo-Album bestand zur Hälfte aus unveröffentlichten Velvet-Nummern. Zwar durchgehend homogen und bündig, aber es fehlte das Spezielle in den Arrangements, was den Nachfolger „Transformer“ zu einem Highlight in Reeds Soloschaffen werden lassen sollte. Die erste Singleauskopplung des zweiten Albums war „Walk On The Wild Side“. In den USA und im UK erschien diese Single 1972 mit der B-Seite „Perfect Day“ und erreichte in England die Top 10 der Charts. Für den deutschen Vertrieb wurde ein Jahr später „Vicious“ für die zweite Seite verwendet.
Das musikalisch Besondere bei „Walk On The Wild Side“ sind ohne Frage die beiden Bässe, die sich durch das Lied ziehen, mal gemeinsam, mal allein. Der Kontrabass slidet von C zu einem tieferen F. Der elektrische Bass spielt von einem C zu einem höheren F. Und trotzdem scheinen die Bässe sich nicht zu entfernen, sie bilden vielmehr das charmante, dominante und gleichzeitig auch subtile Grundgerüst des Tracks. Eine andere Raffinesse war es, das Stück mit einem jazzigen Saxophon-Solo zu beenden. Oft wurde vermutet, dass David Bowie zu hören wäre, jedoch spielte hier Ronnie Ross, ein musikalischer Weggefährte Bowies in dessen früheren Musikjahren. Textlich dreht es sich in „Walk On The Wild Side“ um die Clique der Warhol Superstars und behandelt Tabuthemen wie Transsexualität oder Drogen, welche die wilde Seite darstellen sollen, von der es zu kosten gilt. In „Holly came from Miami F-L-A / Hitchhiked her way across USA / Plucked her eyebrows on the way / Shaved her legs and then he was a she“ wird Holly Woodlawn thematisiert, eine Strophe weiter besingt Reed Candy Darling („Candy came from out on the island / In the backroom she was everybody’s darling“), für welche er schon „Candy Says“ schrieb. Die „Doo-Doodoo“-Backgroundvocals unterstreichen diesen homoerotischen Touch. Die B-Seite mit „Vicious“ zielt auf ähnliche Aspekte. Unliebe SM-Erfahrungen werden hier mit einem ironischen Augenzwinkern besungern: „You want me to hit you with a stick / But all I’ve got’s a guitar pick / Huh… Baby, you’re so vicious“. Dazu der immer wieder aufblitzende, bissige Riff. Stark, verdammt stark!

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