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Leider habe ich nicht ganz den „Gothic“ Teil dieser Sendereihe gesehen, aber was ich gesehen habe, hat mich sehr geärgert, zumal der New Wave/Post Punk Teil die Woche vorher sehr gut gemacht war. Wieso interviewen die L´ame immortelle in einem 80s Special? Die machen furchtbare Musik und zu sagen haben sie noch weniger. Sie stehen eher für den Untergang als für die alten Wave Tage. Man merkt bei allen Gothic- Berichten, dass immer jemand von außen über diese Szene berichtet und in diesem Bericht landen wir dank einen ellenlangen Celtic Frost Interviews wieder bei den Klischees von Satanismus und Niedergeschlagenheit. Was hat der Sänger da für einen Müll erzählt: Er wäre mit Ungeziefer aufgewachsen und das wäre noch untertrieben. Die 80er ständen praktisch immer unter der Bedrohung eines bevorstehenden Atomkriegs und Celtic Frost war praktisch der Protest dagegen. Das Spiel mit Satanismus war nur der Show wegen und er glaube weder an Gott noch an Satan.
Würde ich die Szene nicht kennen, täte sich nach dem Special bei mir ein Bild auf, dass die ja alle völlig negativ drauf waren, depressiv und auf gut deutsch „nicht ganz dicht in der Birne“. Ein armseliger Bericht eines Redakteurs, der nicht im Geringsten verstanden hat, dass man durchaus Spaß in den 80ern in dieser Szene haben konnte. Es ist nur schon so lange her und große Teile dieser Szene haben ihre Wurzeln vergessen, so dass es vielleicht nicht verwundert, dass selbst Arte nichts verstanden hat. Es bleiben immer nur Eckpfeiler (Joy Division, Sisters…) hängen, aber das eine Unzahl an interessanter Musik im Underground der 80er gab, wurde mit diesem Bericht eher ad absurdum geführt. Bands wie Cabaret Voltaire kennen doch die heutigen Grufties gar nicht mehr.
Dann gab es überhaupt keine Struktur im Bericht. Zwei Sekunden wurde das Wave Gothic Treffen gezeigt, um dann ad hoc als Pointe gesagt zu bekommen: Was bleibt ist die Angst vor dem Unbekannten mit einer Minute leeren U Bahn Hallen und als Untermalung der „Subway Song“ von The Cure. Keine Ahnung, was mit dieser Pointe gesagt werden soll.
Zum Glück war der House Bericht danach sehr gut und ich konnte nochmal gut nachvollziehen, wieso man irgendwann dieser schwarzen Szene den Rücken kehrte. Gerade diese Fusion von Wave und Metal Mitte der Neunziger war furchtbar. Im Grunde haben sich da zwei Szenen zusammengetan, die sich früher überhaupt nicht mochten. Ich führe das auf absinkende Mitgliederzahlen zurück, denn letztendlich sind es doch die einzigen Jugendbewegungen der 80er, die selbst noch 2009 existieren. Was gab es damals da alles: Rockabillys (ja, die gibt es noch), Scooter Boys, Skas, Skinheads (rot oder eben nicht), Grufties, Gothics, Psychobillys, Metals, Hippies, Popper, Waver, ….
Genau, mich hat diese Mona Mur Dame und der verdrießte Celtic Frost Sänger von der Attitude an so Alt Hippies erinnert. Wir wollten was verändern und waren gegen dies oder jenes. Die Gothic Szene war aber gerade nicht politisch. Der Atomkrieg war mir völlig egal. Ich bin auch nie zu Demonstrationen gegangen.
Sie hätten sie über soviel berichten können, anstatt die gemeine Kindheit des Celtic Frost Sängers aufzuarbeiten, die mich ganz betroffen gemacht hat. Lächerlich.
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