Re: "Welcome To The Eighties" auf ARTE

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whole-lotta-pete

Registriert seit: 19.05.2003

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genosse schulzSorry, aber ich möchte dem Abkulten hier entschieden widersprechen. Im besten Falle war das ja ganz unterhaltsam, aber weder war die Sendung…
…ganz im Gegenteil, es wurde munter zwischen den Jahren 1979 bis 1985 herumgesprungen, mal die Band, mal der Künstler für eine knappe Minute beleuchtet (Mit Nerv-Schwerpunkt OMD) und das eine oder andere Video für 10-20 Sekunden eingeblendet, noch war das…

Mein Fazit: guter Abriss, mehr nicht. Am symphatischsten von allen Interview-Partnern fand ich übrigens Gary Numan. Er stand ja den damaligen Sounds, Ansichten und Styles mit einer lausbubenhaften Selbstironie gegenüber.

Na ja, ich weiß nicht, was du erwartet hast. Der „Abriss“ war natürlich eine Zusammenfassung, in epischer Breite wurde es nicht gezogen. Aber gerade darum geht es auch der Reihe, es sollen viele Aspekte beleuchtet werden, für die wichtigsten steht jeweils eine Folge zur Verfügung. Sicher, die Lücken sind bei der relativ kurzen Sendezeit da, aber insgesamt spreche ich von „kompakt“, weil sinnvoll dargestellt wird, ohne zu weit auszuholen. So hab ich es jedenfalls gesehen, und ich bin zumindest für die hier beleuchteten Phänomene kein Fachmann. Insofern fand ich mich wie gesagt kompakt und gut informiert.

Dazu fehlte dann doch noch einiges. Politische, kulturelle und gesellschaftliche Hintergründe? Fehlanzeige. Stattdessen: Boy George hat 10 Stunden am Tag zum Schminken gebraucht und Steve Strange war ein harter Hund als Türsteher vom Blitz. Belustigend, sicher, aber zum Verstehen des behandelten Pop-Phänomens nicht gerade hilfreich.

Gerade den Überblick fand ich zum Verstehen des Phänomens recht gut, wenn auch nicht all umfassend (das sind Dokus, selbst ausladende Bücher so gut wie nie). Politische und gesellschaftliche Hintergründe wurden zum Thema England, Thatcherismus, Arbeitslosigkeit usw. zumindest gestreift und nicht vergessen.

Die Steckpläne für den damaligen Synthi sind mir herzlich egal, und wie man ihn spielt, wusste ich auch schon vorher. Fand ich jetzt eher unnötig.

Wie gesagt, gerade das fand ich recht anschaulich. Ich bin kein ausgesprochener Synthie-Fan, aber damit wurde einem doch noch mal etwas klarer dargestellt, dass eine vergleichsweise eindeutige Demokratisierung der Möglichkeiten stattfand, das passte gut vom zweiten Teil (Synthie-Pop) zum Vorgeschehen des ersten (Punk), da dieser Fakt bei beiden wichtig war.

Insgesamt fühlte ich mich wie gesagt gut unterhalten und gut informiert. Neigungsbezogen tut sich da natürlich schon der eine oder andere Abgrund auf. Die affektierte Elitekacke der New Romantics scheint sich auf Teile der Gothics nahtlos vererbt zu haben, das war ein Punkt. Der nächste ist, dass ich eine gewisse Allergie auf kunststudentisch motivierte Experimentalergüsse habe, die sich selbst so unheimlich wichtig nehmen. Da sträubte sich schon das eine oder andere Haar. Die erwähnte Anti-Intellektualität der früheren Punkjahre war zwar richtig, aber der indirekt kecke Verweis auf die eigene Intellektualität ging mir dabei schwer auf die Ketten. Nun ja.

„Abkulten“ würde ich das jedenfalls nicht nennen. Bezgl. der 80er gibt es jedenfalls noch genügend blinde Info-Flecken, die besser erklärt werden können und müssen als durch die immer gleiche Nena/Markus/Taschenlampensoße.

Aber @bender > denk jetzt nicht wieder gleich bei der Kritik, jemand greift deine 80er und somit dich selbst an. Schön durchschnaufen und nachdenken ;-)

@genosse: Noch was – vielleicht sehe ich es anders, wenn in den letzten Teilen Dinge zur Sprache kommen, in denen ich mich gut auskenne. Da springen mir die Lücken oder Missverständnisse vielleicht mehr ins Auge. Bleibe aber oder gerade deswegen gespannt!

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