Re: "Welcome To The Eighties" auf ARTE

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whole-lotta-pete

Registriert seit: 19.05.2003

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Mikko
Die Bilder aus London von damals sah ich so auch zum ersten Mal. Irgendwie kommt einem das alles wie aus einer längst vergangenen Epoche vor. Ist es ja auch, aber ich war damals um die 30 und hab das zumindest hier in Berlin hautnah miterlebt. Schade also, dass ich den Teil zur ndW verpasst habe. Umso gespannter bin ich auf Donnerstag (13.8.) mit Berlin Underground und No Wave.

Ich war durchaus beeindruckt noch mal genauer geschildert zu bekommen, dass Deutschland, besonders Berlin, damals einen Einfluss und einen Namen in neuen Musikströmungen hatte. Auch zu Krautrockzeiten war dies ja bereits originär und einflussreich – spätestens ab Mitte/Ende der 80er dürfte sich dies weitgehend erledigt haben (mal abgesehen von Nischen und dem großen Käufermarkt).

Ja, die Einblicke in die technische Seite der Musik waren recht interessant, Pete. Eigentlich wusste ich das weitgehend auch schon. Hab ich doch selbst damals mit Klangerzeugung experimentiert. Alles vergessen und verschüttet.

Ich bin kein großer Techniker, aber dieser Einblick war doch sehr erhellend. Diese simple, fast aus der Not geborene Basis entspricht nicht dem Bild, dass ein Synthesizer jedem ohne Probleme eine Musikkarriere ermöglicht. Dennoch unterstützt es meine persönliche These, dass kompakte Einfachheit häufig zu Volltreffern führt. Und der Blick hinter die Kulissen des Sounds („das haben wir einfach so und so geloopt und dann noch diesen und jenen Ton dazu, fertig…“) war auch sehr interessant und amüsant.

Bender RodriguezEinwandfrei recherchiert und chronologisch sinnvoll und nachvollziehbar aufbereitet. Eine Musik-Reportage, die endlich mal nicht den Verdacht aufkommen lässt, wir wären alle in den Achtzigern nur hirntote Trottel gewesen, die den ganzen Tag nur Nena, Kajagoogoo oder Europe und Konsorten gehört haben…
Und im Nachhinein betrachtet, so fühlte ich mich bei dem kurzen Anriss der „Blitz Kids“, bzw. der New Romantic-Szene ein wenig peinlich berührt.

Und ich war überrascht, dass dieser Unsinn schon 1979 startete. Wenigstens war einige Musik aus diesem Dunstkreis besser als der Dunstkreis.

Und WvTüb: „Punk war im Prinzip auch nichts anderes als schnell gespielter Rock’n’Roll“ – Danke dafür, meine Rede seit ewigen Zeiten…

Ja, nicht immer, aber meist. Schön auch zu sehen (wenngleich nicht immer im Detail herausgehoben), dass die Veränderungen immer wieder die eigenen Initiatoren und vor allem die Fans überrollten („der kann ja Instrumente spielen, das ist kein Punk…“). Wenn du deinen Satz als besonderes Zitat heraushebst, dann möchte ich den hier dick angemarkter wissen: „Punk ist nicht bunte Haare, Iros, Nieten oder Sicherheitsnadeln. Die meisten kapieren das bis heute nicht. Punk ist Freiheit und Selbstbestimmung“…das war jetzt nach Erinnerung annähernd wörtlich. Und dazu muss man noch ergänzen -…und Selbermachen.

Als letztes noch eine Anmerkung – einer der Interviewten wollte festhalten, dass der Synthie kein Gegenentwurf und schon gar kein ideologischer solcher zur Gitarre sein sollte. Andere Befragte haben das aber genauso betont und mir kommt es zeitweise auch so vor. Die Auswüchse hinter dem Symbol Gitarre sollten überwunden und verachtet werden. So weit verständlich, leider hatte diese Generation dann mit ihren eigenen Auswüchsen zu kämpfen, wurde in ihren Aussagen genauso missverstanden (siehe das Beispiel mit dem „Geschäftsmänner“-Image von Heaven 17). Einer sagte auch, Ende der 80er habe man in den USA die Engländer nicht mehr haben wollen mit ihrem speziellen Sound, daher seien Einflüsse von Country bzw. Country, Blues etc selbst wieder aufgekommen. Kann man denke ich so nicht direkt stehen lassen. Trotzdem eine hervorragende Doku.

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