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tolomoquinkolom

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BILL CALLAHAN – Apocalypse

01 Drover
02 Baby’s Breath
03 America!
04 Universal Applicant
05 Riding For The Feeling
06 Free’s
07 One Fine Morning

All the lucky suckle teat
While the strong pig knuckle meat
Ain’t enough teat
Ain’t enough to eat

Come to where the flavour is: der Rauch und Hauch von Freiheit.

Der famose Bariton und Geschichtenerzähler Bill Callahan ist ein scharfsinniger Lyriker, der es prächtig versteht mit Wörtern zu spielen. So stellt er vermeintliche Freiheiten unserer chaotischen Welt im Song FREE’S in Frage, denn diese vermeintlichen Freiheiten können sich schnell auch in Lebenskälte, Unfreiheit und Starre verwandeln; in freeze. Seine Zeile in RIDING FOR THE FEELING kann man auch als writing for the feeling hören; die Bedeutung wird eine andere, sehr persönliche. Und die Idylle des in DROVER Losgerittenen endet in der Schlusszeile von ONE FINE MORNING im Wirklicher-als-die-Wirklichkeit-Computerprogramm “Dream Calc” (DC 4-5-0). Das eine eine reale Erinnerung, in der männliche Marlboros glimmen, das andere eine virtuelle Ahnung, deren Rauch von Grafikkarten stammt. Where are the real people?

Für seinen sarkastischen Hieb AMERICA! hat Callahan bekannte Helden gewählt, die etwas mit Militär zu tun hatten: George Jones, Johnny Cash, Kris Kristofferson, Mickey Newbury, denn im Songtext geht es später um amerikanische Militärabenteuer, die zwar zu veritablen Desastern führten, trotzdem aber Helden produzierte. Der amerikanische Cowboy-Mythos sitzt tief. Um die genannten und anerkannten Country-Helden geht es in diesem Song aber gar nicht; Callahan verwendet sie als Synonyme. Sein nobles politisches Statement gilt nicht dem besungenen grand gold golden America, sondern dem Hinterfragen amerikanischer Mythen. Unreflektierte Heldenverehrung macht Callahan ebenso zornig, wie das naive Weltbild einiger seiner Landsleute (“It’s hard to rouse a hog in delta”). Musikalisch ist APOCALYPSE auf andere Weise interessant, als das Vorgängeralbum SOMETIMES I WISH WE WERE AN EAGLE, an das es nur in den Melodien nicht ganz heranreicht. Die Instrumente treten diesmal zurück, werden mehr zu klanglicher Ergänzung der Callahan’schen Bilderwelt und illustrieren den Vortrag des Sängers. Und selbstverständlich war das Pferdecover viel schöner.

http://www.dragcity.com/artists/bill-callahan
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