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Prodigal SonEs scheint, als hätte Callahan es geschafft, eine Art Popstar zu werden (und wenn es nur für diesen einen Abend war). Eine derart begeisterte Menge konnte ich jedenfalls bei einem Callahan Gig bisher noch nicht ausmachen.
Den gleichen Gedanken hatte ich gestern Abend beim Kölner Konzert. Aber nicht nur das Publikum war wie ausgetauscht, auch Callahan selbst rang sich ungewohnt viele Worte ab, begleitet von entspannten Gesichtszügen und Witzeleien. Selbst seine zahlreichen Gesten wirkten an diesem Abend nicht so mechanisch, mehr liebevoll-leidenschaftlich.
Aber bevor ich abgleite zur Psychoanalyse: Ein sehr schönes Konzert, wenn ich auch den Gig von vor einem Jahr noch besser in Erinnerung habe. Das liegt aber unter anderem an dem Sound der Location. Einerseits ließ der Stadtgarten auf Grund seines begrenzten Raumes einen doch recht intimen Rahmen zu, andererseits klang manch ein Instrument (besonders die ansonsten sehr gut gespielten Drums) recht stumpf, so dass manch weitfläufiger Song wie „Our Anniversary“ oder „Rococo Zephyr“ nicht seine nötige Atmosphäre entfalten konnte. Auffallend war, dass gerade die Stücke des neuen Albums zum Teil deutlich entschleunigt wurden, was mir vor allen Dingen bei „The Wind And The Dove“ gefiel, weniger beim etwas langatmig geratenen „Too Many Birds“.
Neben dem erfuhr praktisch jeder Song an diesem Abend eine Veränderung, sei es auch nur eine stimmliche Spitze, ein langgezogener, nicht zum Ende gebrachter Refrain oder eine Umstrukturierung zu mehr Rock’n’Roll und dafür weniger Kontemplation. Auch „Bathysphere“ in einer fließenden, ryhthmischen Version, die sich mehrmals lautstark zuspitzte zog mich nach anfänglichen Zweifeln in seinen Bann.
Die Setlist glich ansonsten der Berliner, mit ein paar Verschiebungen nach hinten und nach vorne. Nur hatte unser anhaltener Applaus nach der ersten Zugabe mehr Erfolg. Nachdem schon mehrere Personen gegangen waren, ließen sich Callahan und Band doch noch mal blicken, spielten eine fast stillstehende Version von „Sycamore“ und zum Schluß ein wahrlich traumhaftes „In The Pines“.
Mein Highlight war (neben dem gerade genannten „In The Pines“) übrigens das gleiche wie beim letzten Konzert – „Let Me See The Colts“ beeindruckte auch dieses Mal durch seine Länge, in der die Band weniger gebunden schien und sich mehrfach subtil ausprobieren konnte. Um dann letztlich wieder zurückzukehren zum gleichbeidenden Rhythmus und Melodie. Dieses Mal geriet das auf Grund der oben genannten Sound“probleme“ weniger weitflächgig, aber nicht minder fasziniernd.
Ansonsten kann man vieles, was gestern Abend in Köln passiert ist, auch beim schönen Bericht von Elston Gunn ablesen. Nur eine Sache noch, ganz exklusiv: Callahan verabschiedete sich mit den Worten „…best audience so far“. Fein.
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