Re: Elvin Jones

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gypsy-tail-wind
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„Elvin!“ gefällt mir ganz gut…. am besten gefallen mir wohl die ersten paar Blue Note-Alben, aber ich habe die Blue Notes (via Mosaic) noch längst nicht so genau angehört, wie sie es verdient hätten.

Die erste Band war das Trio mit Joe Farell und Jimmy Garrison (auf „Puttin‘ It Together“ und „The Ultimate Elvin Jones), Elvins Bands zeichneten sich immer dadurch aus, dass er tolle Tenoristen dabei hatte, eigentlich alles post-Coltrane-Leute (oder von Coltrane später stark beeinflusste Musiker). Auf „The Prime Element“ und „Poly-Currents“ sind es Farrell und George Coleman (sowie Lee Morgan bzw. Pepper Adams), auf „Coalition“ dann Coleman und Frank Foster, auf „Genesis“ Farrell und Foster und der erste der jüdischen Brooklyn-Schule, David Liebman… der zweite ist dann Steve Grossman, der mit Liebman und Farrell auf „Merry-Go-Round“ zu hören ist, im Lighthouse war dann die working group dabei: Liebman, Grossman und Bassist Gene Perla, und für die letzte Session („The Prime Element“) wieder Foster und Grossman. Das sind alles wuchtige Aufnahmen, Musik mit viel Kraft und einem stetigen Vorwärtsdrang, die in gewisser Hinsicht der Tyner’schen Post-Coltrane-Musik verwandt ist.

Von den Vanguard-Alben aus der Mitte der 70er kenne ich „New Agenda“ (mit Farrell, Grossman, Foster und Azar Lawrence) und „Summit Meeting“, eine All-Star-Session, über die ich im Clark Terry-Thread mal was geschrieben habe, glaube ich.
Da wird die Musik dann elektrisch und manches klingt etwas dated, ähnlich (aber etwas besser) das MPS-Album „Remembrance“ (mit Pat LaBarbera.

Schön sind zudem „Dear John C“ (Impulse 1963, mit Charlie Mariano) und „Live at the Village Vanguard“ (Enja 1968, mit George Coleman und Wilbur Little sowie auf einem Stück Hannibal Marvin Peterson).

Die bekanntesten Jones-Alben dürften wohl „Illumination“ und „Heavy Sounds“ sein und ob ihr’s glaub oder nicht, die habe ich noch nicht (und schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört). Gerade „Illumination“ gehört dank der Band (Prince Lasha, Sonny Simmons, Charles Davis und McCoy Tyner neben den Co-Leadern EJ und Garrison) bestimmt zu den aussergewöhnlichsten Alben in Jones‘ Diskographie. „Heavy Sounds“ ist ein Quartett mit Frank Foster, das soweit ich mich erinnere, mich nicht sonderlich überzeugt hat.

Eher hübsch als richtig gut ist das Atlantic-Album „And Then Again“ (mit Frank Wess, Charles Davis, Don Friedman u.a.).

Das neuste von Elvin als (Co-)Leader, das ich kenne, ist das recht enttäuschende Trio mit Dewey Redman und Cecil Taylor, „Momentum Space“.

Für mich ist Blue Note wohl die spannendste Zeit in Elvins Musik. Was er damals machte, war irgendwie noch ein Versuch, nach Coltrane etwas relevantes zu schaffen… ob das wirklich gelungen ist, müsste man wohl eher bezweifeln, aber schöne Musik ist dabei fast immer entstanden. Den elektrischeren Sound, der danach folgte, sagt mir weniger zu (er ist auch nicht richtig elektrisch, da ist bloss Roland Prince‘ mittelprächtige Gitarre und Albert Dailey, ein toller Pianist, der auf dem E-Piano eher verschwendet wird). Danach fand Jones wieder zum akustischen zurück, leitete Bands, die sich wohl in jene von Roy Haynes, Louis Hayes und durchaus auch den späten Messengers einreihen können… es spielten da Leute wie Javon Jackson, Joshua Redman, der kleine Nick, Ravi Coltrane, Delfayo Marsalis aber auch Veteranen wie Willie Pickens, Cecil McBee, Sonny Fortune und George Mraz mit ihm – ich kenne die Aufnahmen bisher allerdings allesamt nicht.

Die Chance, EJ live in Zürich zu sehen, habe ich leider, leider verpasst… sehrr schade, denn was man so an ROIOs finden kann, lässt schliessen, dass Jones‘ Bands live bis zum Schluss tolle Musik machten – wenngleich sie natürlich längst vollkommen im Mainstream angekommen war.

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