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Zunächst einmal vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag, Sonic Juice.
Sonic JuiceDie Forderung, dass ein Künstler jenseits der Bühne in jedem Fall offen und verständnisvoll für Fan-Kontakte sein und sich jederzeit freundlich und korrekt verhalten sollte gegenüber unerwarteten (bis überfallartigen) Anfragen von ihm unbekannten Journalisten/Fans, finde ich offen gesagt überzogen;. z.B. die Reaktionen von Tori Amos oder Brett Anderson (insbesondere im späteren Interview) scheinen mir sogar halbwegs nachvollziehbar oder zumindest erklärbar. Ich denke, dass man das abweisende Verhalten, gerade wenn solche Termine (aus Deiner Sicht veständlicherweise) nicht vorher mit dem Management abgesprochen wurden, sportlich nehmen sollte, für eine wirkliche Bloßstellung, Anprangerung oder gar Skandalisierung eignen sich diese Szenen mit Dylan etc. eigentlich garnicht.
Ich kann dir durchaus folgen, womöglich sogar mehr als du denkst. Die sogenannten unangemeldeten Interviews fanden schließlich nur Anfang der 90er statt, in den letzten Jahren wäre ich so sicher nicht mehr vorgegangen. Im Grunde hatte ich in den 90ern bei meinen Spontan-Interviews oft mehr Glück als Verstand, und wenn ich so überlege, was da theoretisch für potentielle Enttäuschungen gelauert haben, wird mir sogar jetzt noch ein wenig mulmig. Ausgangspunkt für meine damalige, recht forsche Haltung war übrigens ein Satz eines bekannten Sängers, der etwa so lautete: „Meine Fans bezahlen mich, also behandle ich meine Fans gut“. Ich dachte mir daher in meinen ersten Jahren als Hobby-Journalist, dass eigentlich jeder Musiker so denken sollte, und bei einem Fanzine-Schreiber wie mir könnten sie damit gleich mal anfangen.
Bei „Destination:Pop“ ging es mir darum, kein reines Interview-Buch zu veröffentlichen, sondern aus einer durchaus kindlich-naiven Perspektive auch mein Leben als Fan zu beschreiben. Zuspitzungen (du nennst das ein wenig überzogen Skandalisierungen) und etwas Selbstironie dürfen da aus meiner Sicht nicht fehlen, sind bei diesem Thema sogar unerlässlich. Heute schmunzle ich über die eine oder andere Dreistigkeit von mir in jenen Jahren, doch da ich verständlicherweise noch ein wenig mit meinem damaligen Ich sympathisiere, habe ich aus genau dieser Position heraus auch manche Passage des Buches geschrieben.
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