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tina toledoLeider muss man angesichts von „Reality Killed The Video Star“ nun zum dritten Mal feststellen: Ohne Guy Chambers wird das nichts mehr. Das Album ist ja durchaus nicht mies – das sehr öde „Intensive Care“ und das grandios gescheiterte „Rudebox“ übertrifft es leicht – aber es fehlen mal wieder die guten Songs. Diese scheint er offenbar nur in Zusammenarbeit mit Chambers zustande zu bekommen, wie man in dem alten Williams/Chambers-Outtake „Blasphemy“ bestätigt sieht, das für „Reality Killed The Video Star“ ausgegraben wurde. Auf „I’ve Been Expecting You“ oder „Sing When You’re Winning“ wäre es freilich eher eine schöne Randnotiz gewesen, aus diesem Hort der angenehmen Unauffälligkeiten aber sticht es klar heraus. Wirklich tolle Pop-Momente gibt es leider keine, so dass allenfalls okaye Tracks wie „Bodies“ und „You Know Me“ ausgekoppelt werden müssen, und „Come Undone“ von 2003 die letzte bemerkenswerte RW-Single bleibt. Trotz stilistischer Unterschiedlichkeit sind alle Tracks etwa auf einem Level, „Morning Son“, „Deceptacon“ und eben „Blasphemy“ vielleicht ein wenig besser als z.B. „Starstruck“, „Do You Mind“ oder „Superblind“. Macht insgesamt knappe *** und wird sich wohl im Diskographie-Mittelfeld einordnen als das RW-Album, das man nicht wirklich schlecht, aber auch kaum berauschend finden kann.
Das genau ist auch meine Einschätzung! Die meisten Songs klingen für mich zudem auch „zusammengesetzt“, so als habe er sich schöne Passagen mit einnehmenden Akkorden aus anderen Songs herausgesucht (so macht das Bohlen ja auch vermutlich). Trevor Horn mixte dann wohl aus den Songs einige annehmbare Tracks. Ganz allgemein ist Robbie Williams extrem überschätzt, als Songwriter sowieso – kein Mensch weiß ja, welchen Anteil er überhaupt an den guten Pop-Songs von Guy Chambers hatte. Ich vermute, dass er sehr gering war.
Das neue Album klingt für mich ein bisschen nach Abbey Road: einige gute Songs, die oft genug zusammengefickelt wurden, anstatt zu eigenständigen Pop-Werken zu wachsen. Der Sound ist auch ähnlich. Robbie bedient damit seiner älter gewordenen Fans und schielt ein bisschen in Richtung Sinatra-Image. Warum auch nicht. Aber bemerkenswert ist daran gar nichts.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)