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Erste Eindrücke: Aus Paul Banks wird wohl niemals eine vollkommen unbeschwerte Frohnatur werden. Und das ist gut so! Die signifikante Interpol-Stimme hat einfach diesen hohen Wiedererkennungswert – und damit lässt sich nunmal kein Blau-blüht-ein-Blümelein-Pop einsingen. Wobei Banks alias Plenti mit diesem Album bei weitem keine Interpol-Klon-Platte abgeliefert hat. Gerade mal der Ehrfurcht gebietende Opener und „Games For Days“ lassen musikalisch durchblicken, mit welcher Band der Herr Plenti vorwiegend seine Brötchen verdient. Gerade dieses erwähnte „Games For Days“ könnte auch auf dem ersten Interpol-Album nicht als Fremdkörper identifiziert werden. Ansonsten kann man den Kompositionen die gelungene Emanzipation von Interpol attestieren. Sie wirken fragiler (Achtung, Einsatz von Streichinstrumenten) und auf eigentümliche Art „intimer“ – wie man dies auch vielen anderen Künstlern auf „Solopfaden“ immer wieder gerne bescheinigt – scheint also was dran zu sein am Soloalbum…
Im oft zur Opulenz und düsterem Klotz und Protz (wohlwollend gemeint in diesem Fall…) neigenden musikalischen Erscheinungsbild von Interpol könnten leichtgängigere (Pop-)Songs, wie das mit Synth-Spielereien verzierte „Fun That We Have“ und das mit Fanfaren (wer jetzt „The Final Countdown“ sagt, kriegt eine geknallt…) durchzogene „Unwind“ (hat eben durch diesen Fanfareneffekt einen dezenten Sixties-Touch) schnell aus dem Rahmen fallen.
Bei dem als „atmosphärisch“, gar „besinnlich“ zu bezeichnenden „On The Esplanade“ fielen mir sogar für einen Moment Pink Floyd ca. 1975 ein. Liegt wohl an der etwas gedehnten Melodieführung und dem Einsatz der Instrumente.
Letztendlich die Art Soloalbum, wie sie z.B. ein Peter Murphy nach dem Ende von Bauhaus auch aufzunehmen pflegte: Unaufgeregte, bis zu einem gewissen Grade anspruchsvolle und ansprechende (Pop-)Musik. Funktioniert nicht bis in jeden Winkel, aber ich erwartete ehrlich gesagt weniger.
Fazit: Paul Banks ist der Sänger von Interpol und Julian Plenti is… Skyscraper!
(Und zum Coverartwork sage ich jetzt lieber nix…)
***1/2
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad