Re: Tiny Vipers – Life on earth

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foe

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Traurige Mädchen mit Wandergitarre

Vorne weg, ich empfinde Life on Earth als ein schönes, wenn auch etwas zu langes Album. Vielleicht ist es der von aco-braco beschriebene, erst mal geringe Oberflächenreiz und die vordergründige Variationsarmut und ich bin noch nicht zu den tiefer liegenden Schichten vorgedrungen. Vielleicht sind da zwei komplette Hördurchgänge auch nicht ausreichend. Den angenehmen Klang und den Reiz, den dieses Album in seiner Reduktion verströmt, weiß ich durchaus zu würdigen. Aber irgendwie fehlt mir da doch das eine oder andere Detail, das es schafft mich wirklich von diesem Album einzunehmen.

Ich habe in diesem Genre (Traurige Mädchen mit Wandergitarre) relativ wenig Vergleichsmöglichkeiten. Um mich verständlicher zu machen, werde ich also auch die üblichen Verdächtigen heranziehen. Nina Nastasia wurde schon genannt (wird sie eigentlich immer) und der Vergleich ist nahe liegend, wenn auch keines ihrer Alben so spartanisch daherkommt wie „Life On Earth“. Bei ihr sind häufig diverse Mitmusiker zur Unterstützung dabei, die ihre oft spröden Songs weiter ausschmücken dürfen. Man denke hier an die Streichereinsätze, insbesondere das Cello oder einfach an den Schlagzeuger „extraordinaire“ Jim White. Diese Unterstützung sorgt oftmals für eine weitere besondere Note zum eigenen Spiel, die ich auf dem Tiny Vipers Album ein wenig vermisse. Ich denke auch an Cat Power mit ihrem Album „Moon Pix“. Dort wird eine Art „weirdness“ erreicht, in dem Chan Marshall ihre Songs immer wieder gegen den Strich bürstet, immer wieder Störgeräusche einbaut, die dafür sorgen, dass man es sich nicht allzu gemütlich einrichtet. Dieses würde ich mir auch für „Life On Earth“ wünschen, den notwendigen Raum bieten die Songs allemal.

Was allerdings eindeutig auf der Habenseite von Tiny Vipers zu verbuchen ist, ist der klare helle, manchmal ins Dunkle überschwappende Gesang von Jesy Fortino und die durch die extreme Reduktion und Verlangsamung der Songs hervorgerufene Atmosphäre, die mich dann am Ende des Album doch irgendwie fasziniert. Wirklich konzentriert kann ich diese Musik nicht allzu oft hören, aber ich kann mir doch einige Situationen vorstellen, in denen ich Jesy Fortino wieder gerne auflegen werde.

Glanzlichter: Time Takes, Young God, Life On Earth & Twilight Proberty

Und ja, ich bin spät dran. But better later than never.

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