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Herr RossiIch würde Euch ja gerne hören bzw. lesen, wenn das MJ-Heft tatsächlich erst in einem Vierteljahr käme. Ihr würdet natürlich alle rühmen, dass es Sounds auszeichnen würde, gründlich zu recherchieren und nicht auf fahrende Züge aufzuspringen, klar, da käme keine Häme von wegen „wen interessiert das denn jetzt noch“ …
Michael Jackson dürfte sogar über diese Vierteljahresgrenze hinaus ein heißes Thema bleiben. Mit Sicherheit wird das Interesse am Künstler auch wieder aus musikalischen Gründen wachsen, wenn erst einmal die Nachlassveröffentlichungswelle einsetzt. Die “Sondernummer” erscheint nicht wegen Jackson, sondern wegen seines Todes. Das ist ein Unterschied. Erst verachten und dann vermarkten ist nicht sehr glaubwürdig.
Herr RossiSounds bringt in jeder Ausgabe ältere Artikel, die einen interessanten Eindruck davon vermitteln, wie Pop-Phänomene in ihrer Zeit gesehen wurden und bestenfalls auch noch Informationen aus erster Hand vermitteln. Da ich nicht zu den (semi-)professionellen Musikhistorikern gehöre, die Platz, Zeit und Geld genug haben, alle einschlägigen Zeitschriften komplett zu erwerben und in chronologischer Reihenfolge zu studieren, ist mir das ein sehr wichtiger Service. Gerade bei MJ bin ich gespannt auf die Archivfunde.
Dagegen ist nichts einzuwenden. Es kommt aber darauf an, ob außer einem aktuellen Nachruf auch mit neuen oder neueren Artikeln auf das gewählte Thema eingegangen wird. Mir scheint, dass die Ikone Jackson im Rolling Stone weniger ein Pop-Phänomen, denn ein Phantom war, was sich erst durch dessen Tod änderte. Hofacker schreibt von “etwas Gültigem”, das abgeliefert werden soll. Genau dies sollte man dann aber neben den historischen Beiträgen auch im Heft lesen können.
Um das einmal erwähnt zu haben: Sounds schätze ich sehr; als Leserin wird man mich nicht verlieren. Diese “Nummer”, aus ganz offensichtlichen Gründen, halte ich allerdings für unwürdig, wenn nicht sogar für peinlich.
Herr RossiManchmal gibst Du mir ehrlich Rätsel auf. Solche Aussagen liest man normalerweise nur von Vertretern der Ehrlich&handgemacht-Fraktion.
Klar, mein Vergleich hinkte. Es gibt aber so wenige Kings of Pop. Die selbstgemachte Ikone Madonna halte ich für einen running gag. Britney Spears ist im gewählten Zusammenhang die interessantere Figur, da sie der Lebenstragödie Jacksons sehr nahe kommt. Musikalisch sind sowohl Spears als auch Madonna vollkommen bedeutungslos.
Herr RossiNa toll. Wer wird Dir nicht bestätigen, dass seine Veröffentlichungen der letzten 15 Jahre deprimierend bis belanglos waren? Ältere Alben wurden dagegen anläßlich von Re-Issues u.a. von Arne Willander gewürdigt. Auch bei den „Beste Alben“- und „Beste Songs“-Ausgaben war MJ vertreten.
Auf der Website des Rolling Stone hab ich im dortigen Archiv gestöbert und war schon ein wenig verwundert, weshalb der King of Pop überwiegend nur als Randnotiz oder Marginalie vorkam, wohingegen anderen Idolen und Fast-Ikonen weit mehr Aufmerksamkeit zukommt. Dylan scheint auch dann wichtig, wenn er als alter Mann jungen Menschen deren moderne Welt erklären will, die Mumien der Rolling Stones werden vorgeführt, weil Richards wieder einmal von einer Palme oder seiner Bibliotheksleiter gefallen ist und man ist zur Stelle, wenn Oasis generös weitere Belanglosigkeiten ihres armseligen Lebens zu Protokoll geben.
Wenn in den Rezensionen der Jackson-Alben Sätze wie “etwas für alte Mädchen, das für eine Verurteilung hätte reichen müssen” oder “unbezwingbar Banales mit Petitessen, die in ungefährer Höhe von Michael Jacksons… Mitte hängen”, dann hat das mit der Musik Jacksons nichts zu tun. Hier werden vorauseilende Urteile per Ferndiagnose und Handauflegen gefällt, die dann auch zu schiefen Einordnungen bei Lesern geraten können. Die Häme über die Zirkusattraktion, den vermeintlichen Freak geht zunächst vom Journalisten aus, dem die Wirkung seiner Einlassung eigentlich nicht unbekannt sein dürfte.
Wenn Michael Jacksons Veröffentlichungen der letzten 15 Jahre tatsächlich so belanglos und deprimierend waren, dürfte die aktuelle Begeisterung mehr als verwundern. Es wäre übrigens auch nicht das erste Mal, dass das Werk eines Künstlers erst nach seinem Tod eine gebührende Würdigung erfährt. Manchmal merkt man leider erst, dass etwas da war, wenn es weg ist.
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