Re: Sonic’s Singles Round-Up

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sonic-juice
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Candy & The Kisses: The Last Time / Tonight’s The Night
(Scepter 12136, 1966)

Bislang bin ich auf wenige Soul-Coverversionen der Rolling Stones gestoßen, die mich vollends überzeugt haben, insbesondere die vielen „Satisfaction“-Adaptionen (auch die von Aretha Franklin oder Otis Redding) sagen mir nicht sonderlich zu. Anders verhält es sich mit dieser Single. Als Candy Nelson und ihre Kisses „The Last Time“ aufnahmen, hatten sie ihren größten Erfolg, die Tanznummer „The 81“ (auf Cameo, 1964), schon hinter sich und waren zwischenzeitlich zum Label Scepter gewechselt. Als Girl Group stilistisch eigentlich grob zwischen Martha & The Vandellas und The Ronettes zu verorten, überrascht diese Aufnahme gleich in mehrerer Hinsicht. Die Produktion ist keineswegs Motown– oder „Wall of Sound“-inspiriert, sondern orientiert sich nah an der Vorlage, bis hin zum einleitenden Gitarrenriff – allerdings etwas flotter und treibender. Hinzu treten unterstützende Bläser, die insbesondere beim Refrain triumphierende Akzente setzen. Der unpolierte Gesang der Kisses bleibt dem Original wenig schuldig. Statt die Stimmen dominant nach vorne zu holen, stellte Produzent und Arrangeur Tommy Kaye sie mittig zwischen die Instrumente, dort erkämpfen sie sich energisch, fordernd, drängend ihren Platz, bis hin zum großartig platzierten „Oho noo!!!“ am Ende des Refrains.
Auf der Flipside (über die Frage, was hier A- und was B-Seite ist, habe ich leider keine eindeutigen Informationen) findet sich ein ebenfalls sehr gelungenes Update von „Tonight’s The Night“, mit dem ihre Label-Kolleginnen The Shirelles sechs Jahre zuvor einen Hit hatten (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Song von Solomon Burke).

“Wee” Willie Walker: Ticket To Ride / There Goes My Used To Be
(Goldwax 329, 1967)

Walker stand bei Goldwax wohl zu sehr im Schatten von Größen wie James Carr, O.V. Wright oder The Ovations, um sich als Künstler zu profilieren. So konnte er in den 60er Jahren, wenn ich recht informiert bin, nur drei Singles veröffentlichen, zwei davon als Lizenzprodukt bei Checker, nur eine bei seinem Vertragslabel, später wurden noch diverse Demos für Kompilationen verwertet. Der geringe Output ist bedauerlich, denn sein Stil passt bestens zum Sound der Goldwax-Familie, ich höre Ähnlichkeiten zu Sam Cooke, aber auch zu seinen Label-Kollegen, mit denen er den Gospel-Hintergrund teilt.
„Ticket To Ride“ ist eine packende Anverwandlung des Beatles-Songs, die mich spätestens ab dem zweiten „Oh yeah!!“ im Intro verlässlich euphorisch stimmt, der Groove ist magnetisch und Walkers Stimme reitet zunehmend ekstatisch auf dem Beat. Sicher, das Arrangement verdient keinen Originalitätspreis und die Background-Chöre hätten vielleicht noch ein, zwei Takes mehr zum Üben gebraucht. Das mindert den Spaß an der Aufnahme aber kaum. Eine durchaus würdige Southern Soul-Weihe für den Beatles-Song.
Die B-Seite „There Goes My Used To Be“ höre ich zwar in der Interpretation nicht ganz auf der Höhe der Einspielung von O.V. Wright, dafür finde ich das vergleichsweise nüchterne Arrangement sogar einen Tick gelungener.

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