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James Brown has always known what time it is. He adjusted when funk began to wane commercially in the mid-seventies and the public’s taste turned towards disco. „I started disc,“ JB boasted, correctly. „It’s easy for me.“ But while R&B bands sped up their beats, replaced their horns with synthesizers and lost control of the studio to svengalis like Cerrone and Giorgio Moroder, Brown pared down his groove to the very basics. He, alone with Parliament-Funkadelic under the inspired leadership of George Clinton, rode out the disco storm.“
~ Steve Bloom: I Refuse to Lose, Liner Notes zu: „James Brown – Dead on the Heavy Funk: 1975-1983“, Polydor 1998, p. 7.
:: Get Up Offa That Thing ::
Das letzte Kapitel aus Browns Karriere, über das ich hier schreiben werde, beginnt im Frühjahr 1976. Genauer: Am 30. April nahm Brown mit seiner neuen Band die Single „Get Up Offa That Thing“ b/w „Release the Pressure“ auf, die für über zehn Jahre sein letzter Top-10-Hit bleiben sollte (R&B #4, Pop #45). Die Band bestand aus Russell Crimes, dem Trompeter, der schon in Wesleys Band am Ende dabei war, den beiden Veteranen St. Clair Pinckney (ts) und Jimmy Nolen (g), Sweet Charles Sherrell am Bass, Rückkehrer Melvin Parker an den Drums, sowie Hollie Farris (t & vtb), Joe Poff (as), Peyton „P.J.“ Johnson (ts), Mike Lawler (keys) und Robert Coleman (g). Die Aufnahme fand in Miami, Florida statt – und Brown sollte in der Folge auf die regelmässigen Studio Sessions in New York verzichten und – „I’m back!“, sagte er – wieder im Süden aufnehmen.
Browns Musik zeigte in jenen Jahren nach zwanzig Jahren grossartiger Musik zum ersten Mal Zeichen von Müdigkeit. Sein Verhältnis zu Polydor hatte sich abgekühlt, wie schon erwähnt, hatte er Probleme mit der I.R.S. – und auch musikalisch kämpfte er ums Überleben (Fred Wesley hatte ihm ja schon vorgeworfen, diejenigen zu imitieren, die seine Musik kopiert hatten). Er war zu roh und kraftvoll für Disco und zuwenig freaky um wie Clinton und seine Parliament-Funkadelic Truppe eine eigene Nische finden zu können. Dennoch gelangen ihm mit Stücken wie „Get Up Offa That Thing“ oder „Body Heat“ weiterhin künstlerisch äusserst erfolgreiche Statements – und auch aus den Hitparaden verschwand er nicht völlig, wenngleich nach „Papa Don’t Take No Mess“ von 1974 keine #1 mehr folgen sollte.
Der Groove ist in der Tat reduziert, baut auf Sherrells Bass, Lawlers Clavinet und den Gitarren auf. Melvin Parker trommelt einen einfachen Beat wie das schon seit 1971 bei Brown die Regel war, die Horns riffen hie und da ein wenig… das Stück ist sehr gelungen!
Auf Star Time ist die Single-Version zu hören, auf Dead on the Heavy Funk ist die längere Album-Version zu hören, die auf ursprünglich auf dem zweiten Album des Jahres 1976, Get Up Offa That Thing, erschienen ist.
Vom selben Album stammte auch die nächste Single, „I Refuse to Lose“ (b/w „Home Again“, R&B #47), aufgenommen in Augusta, GA im Juni 1976. Sherrells Bass und Melvin Parkers Drums bilden hier ein sehr tolles Fundament, Lawler ist an der Orgel zu hören.
Die ersten beide Singles des Jahres waren „Dooley’s Junkyard Dog (Long Version)“ b/w „Dooley’s Junkyard Dog (Short Version)“ und „(I Love You) For Sentimental Reasons“ b/w „Goodnight My Love“ (R&B #70). Die fünfte und letzte Single gab zugleich dem vierten und letzten Album des Jahres den Titel…
:: Body Heat ::
Die Single ist zwar sehr toll, schaffte es aber nur auf #13 R&B bzw. #88 Pop. Sherrell und Parker treiben den Groove an, Perkussionist Johnny Griggs unterstützt sie. Martha „High“ Harvin und die Band (unverändert, abgesehen vom Abgang des zweiten Gitarristen Robert Coleman) übernehmen die Background Vocals hinter Brown. Auf „Star Time“ ist die erste Seite der Single enthalten, auf „Dead on the Heavy Funk“ die ganzen neun Minuten und auf Motherlode auch noch ein fast zwölf Minuten langer Remix. Gerade dieser eine 1976er Track zeigt im Rahmen der sehr tollen Compilation „Motherlode“, dass sich die besten Tracks der späteren Brown Band nicht vor jenen der 71-75er Band zu verstecken brauchen.
Der selbsternannte Minister of New Super Heavy Funk meint, wir sollen alle in die Kirche gehen: „Gotta go to church, y’all“ – Sherrell pumpt dazu mächtig am Bass, Parker trommelt einen harten, trockenen Beat, Nolen steuert eins seiner klassischen Rhythmusgitarren-Riffs bei und Lawlers Clavinet ist sehr funky. St. Clair Pinckney steuert ein schönes Tenorsax-Solo bei, das allerdings die aufregende Spielweise Maceos etwas vermissen lässt.
Vom Album „Body Heat“ stammte auch die erste Single des Jahres 1977, „Kiss in ’77“ (R&B #35), eine zuvor unveröffentlichte Live-Version vom Dezember 1977 findet sich auf „Dead On the Heavy Funk“ (der Compilation, auf der alle erwähnten Stücke dieses Posts zu finden, sofern nicht anders vermerkt). David Weston spielt Bass und Charles Sherrell übernahm von Lawler die Keyboards. Am Schlagzeug sass mittlerweile Tony Cook. Neben Lawler war auch Russell Crimes weg. Das Stück ist eine langsame Soul-Ballade, Martha Harvin und Anne McLeod, die Background-Sängerinnnen, sind prominent zu hören, ebenso Nolens Gitarre.
:: Give Me Some Skin ::
Noch vor dieser Live-Aufnahme entstanden die drei Stücke, die am Ende der ersten CD von „Dead on the Heavy Funk“ stehen: „Give Me Some Skin“ (R&B #20) und „If You Don’t Give a Doggone About It“ (R&B #35) beide im Februar/März 1977 in Miami, „Bessie“ schon im Sommer 1976, wurde aber während der Miami-Sessions im Februar/März fertiggestellt. Alle drei Stücke fanden sich auch auf dem einzigen Album des Jahres 1977, Mutha’s Nature.
„Give Me Some Skin“, die zweite Single von 1977, ist eine tolle, eher langsame Funk-Nummer, Westons Bass überzeugt sehr, am Sax ist vermutlich „P.J.“ Johnson zu hören (St. Clair spielte vermutlich nicht mit), das Clavinet von Sherrell und Nolens Gitarre weben ein dichtes Geflecht aus funky Rhythmen, während Martha Harvin und Anne McLeod mit Hilfe der Band für Party-Stimmung sorgen.
„Bessie“ ist schneller, zickiger, Lawler und Sherrell spielen beide Keyboards (Orgel und Clavinet), Sherrell ist aber auch am Bass zu hören (von 1976 wohl und dann machte er später noch Keys-Overdubs). Auch hier gibt’s wieder Geklatsche, Melvin Parker ist an den Drums zu hören…
Noch vor „If You Don’t Give a Doggone About It“ erschien die dritte Single des Jahres, „Take Me Higher and Groove Me“ b/w „Summertime“ – auch das eine Auskopplung vom „Mutha’s Nature“ Album, die ich aber nicht kenne. „Doggone“ ist dann wieder eine mittelschnelle Funk-Nummer mit einiger Perkussion (Johnny Griggs an den Congas sowie ein unbekannter Perkussionist) ist der Groove stellenweise etwas dichter und weniger reduziert als in jener Zeit üblich.
Die beiden Singles „Get Up Offa That Thang“ und „Body Heat“ stechen aus diesen beiden Jahren deutlich heraus – und sie waren international offenbar grosse Hits.
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