Re: James Brown

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:: Cold Sweat ::

Pee Wee Ellis übernahm also 1967 die musikalische Leitung von Browns Band – die erste Single, die in dieser Formation entstand war Cold Sweat, die nächste #1 Single (R&B #1, Pop #7). Der Bass von Bernard Odum bildet das Rückgrat, Clyde Stubblefield legt einen fetten, relaxten Beat drunter (und spielt ein erstes „give the drummer some“-Solo), Brown grunzt und treibt die Band, wie nur er das konnte! Aus den Liner Notes zu „Foundations of Funk“:

„James called me in his dressing room after a gig, said we were going to record soon and for me to have the band ready,“ Ellis says. „He grunted the rhythm, a bass line, to me. I wrote the rhythm down on a piece of paper. There were no notes. I had to translate it.
„James gave us a lot to go by. You got a musical palette from hearing him, from seeing his body movement and facial expressions, seeing him dance and from being up there with the band, seeing the audience. So you get a picture of that, and you write it.“

~ Harry Weinger with Alan Leeds: „It’s a New Day“, Liner Notes zu: James Brown „Foundations of Funk – A Brand New Bag: 1964-1969“, Polydor 2CD, 1996

Auf „Foundations of Funk“ ist zudem ein Alternate Take inklusive False Start und kurzer Anweisung Browns an Stubblefield zu hören. Und auf „Star Time“ ist die Stereo-Version des Masters enthalten. Die Version für die Single war übrigens gekürzt, ich kenne sie allerdings nicht.

:: Live at the Apollo Vol. II ::

Im Juni 1967 nahm Brown erneut live im New Yorker Apollo auf. Dieses Album ist wohl derzeit die klaffendste Lücke in meiner Brown-Sammlung… nehme an die abgebildete Deluxe Edition ist die Ausgabe, die ich haben muss?

>> EDIT: mehr dazu hier << [B][COLOR="#8b0000"]:: 'cause the GROOVE is there! :: Im September nahm Brown [url href="http://www.youtube.com/watch?v=vyRxhsKJ7s0"]Get It Together auf (R&B #11, Pop #40) - mit fast 9 Minuten noch länger als "Cold Sweat". Hier kann man Browns ganz eigene Art von "instant composing" beobachten: wie er die Bläser "holt", ihnen Anweisungen gibt, Maceo weiterspielen lässt, [I]'cause the groove is there, dann die "hit it"/"quit it"-Spiele... und die ganze Zeit der grossartige Groove, den Odum, "Jabo" Starks, Nolen und Kellum hinlegen - mit grosser Hilfe von Band-Veteran St. Clair Pinckney am Barisax (er ist auch in "Cold Sweat" ziemlich zentral). In der selben Session wurde mit [url href="http://www.youtube.com/watch?v=js1PS_VE00Y"]Goodbye My Love auch mal wieder eine langsamere Nummer eingespielt - über einen satten 12/8 Beat, den Starks mit Besen spielt, bellt Brown in bester "Man's World"-Manier seinen Text - keine so fesselne, berührende Performance, aber doch eine sehr schöne Nummer - eine Single b/w "Shades of Brown" (instrumental) erschien 1968, aber ist das dieselbe Aufnahme? Die Version von "Goodbye My Love", die auf der "Foundations of Funk" zu hören ist, dauert 5:36. Ende Oktober wurde [url href="http://www.youtube.com/watch?v=CrNC72CxJqY"]I Can't Stand Myself (When You Touch Me) eingespielt (R&B #4, Pop #28). Auf "Foundations" findet sich eine lange Version (Pts. 1 & 2), auf "Star Time" eine kurze (Pt. 1). Die Single-Fassung wurde anscheinend verlangsamt, die Version auf "Star Time" ist im Originaltempo, die Version auf "Foundations" ist verlangsamt und klingt fetter (aber die Qualität der Aufnahme ist schlechter). Laut den Angaben in "Star Time" war als B-Side aber nicht Pt. 2 sondern das Stück "There Was a Time" zu finden? Das spezielle an diesem Stück ist, dass Brown von einem kleinen Ensemble begleitet wird, nur Orgel (Tim Hedding), Gitarre (Eddie Setser), Drums ("Beau Dollar" Bowman) sowie Bass (Tim Drummond). Er singt, redet und schreit... eine hypnotisierende Aufnahme mit einem äusserst reduzierten Bass-Riff (mit einem grossartigen minimalistischen Solo) und einem fast Hip-Hop-artigen Beat. [COLOR="#8b0000"][B]:: Olympia, Paris, November 25, 1967 :: Im Herbst war Brown wieder in Europa unterwegs, ein Soundboard Mitschnitt vom 25. November ist erhalten. Man kriegt da auch die kleine Streicher-Section zu hören, die seit Anfang 1967 mit Browns Band unterwegs war - sehr prominent in einigen Songs. Zudem werden - nicht nur in den swingenden Streicher-Tracks - auch die Jazz Credentials der Band deutlich: Als Opener spielt die Band ohne den Boss eine tolle Version von Lee Morgans "The Sidewinder" und als Übergang zwischen Stücken dient Tadd Damerons "Our Delight" - das dürfte auf Pee Wee Ellis zurückgehen. Auch "supper club" Songs sind zu hören zum Auftakt: Brown singt "That's Life" und "I Wanna Be Around". Diese Erweiterung seines Repertoires hängt damit zusammen, dass er 1967 auch Las Vegas als Spielplatz entdeckt hat. Dann folgt "Kansas City". Der zweite Ausschnitt beginnt mit "Our Delight" und Danny Ray, dann folgen die Hits: "Out of Sight", "Try Me (I Need You)", "Papa's Got a Brand New Bag" und eine unglaubliche Version von "Prisoner of Love". Nach dem Instrumental "My Baby" folgt "Cold Sweat", dann "Maybe the Last Time", "I Feel Good / Please, Please, Please" und eine Reprise von "Cold Sweat". Auf "Prisoner of Love" wird Brown über weite Strecken nur von den Streichern und den damaligen Famous Flames begleitet, dann klinkt sich Stück für Stück die Band ein und auch die Sängerin (ich nehme an Vicki Anderson?) übernimmt von Brown... eine absolut grossartige Performance! Auf youtube gibt's eine Version von [url href="http://www.youtube.com/watch?v=VKPiBeZOkxg"]It's a Man's Man's Man's World, die anscheinend auch von diesem Konzert stammt. [B][COLOR="#8b0000"]:: I'm Black and I'm Proud! :: 1968 war ein ereignisreiches, einschneidendes Jahr für Brown. Während Aretha Franklin und Stax langsam in den Pop durchbrachen (Otis Redding war schon im Jahr zuvor in Monterey aufgetreten). Der Inhaber von King, Syd Nathan, verstarb 1968. Auch der Sänger [url href="http://en.wikipedia.org/wiki/Little_Willie_John"]Little Willie John, der für Brown eine wichtige Inspiration war und Ben Bart, eine Mentor- und Vaterfigur, starben in diesem Jahr. [QUOTE]Brown stepped to the fore. The day after King's assassination, he was televised in concert at the Boston Garden to calm the rioting. He was flown to Washington, D.C. to speak on the radio and urge brotherhood. Brown and his wife were also invited to a White House dinner with President Johnson. During the same year Brown bought his first two radio stations, WJBE in Knoxville, Tennessee, and WRDW in Augusta, Georgia. he entertained on the African Ivory Coast and for the U.S. Troops in Vietnam; collected innumerable citations; and would up the year touring with the Count Basie Orchestra as his support act. These were events that proved him to be a man of considerable influence. But the gestures to government didn't endear him to black militants. To them, Soul Brother No. 1 was siding with "The Man". James Brown felt he was doing no such thing. he was reacting to individual situations with no sophisticated philosophy except advancement for himself - and, by example, the African-American nation. Cliff White & Harry Weinger, "Are You Ready for Star Time?", Liner Notes zu "James Brown - Star Time", Polydor 4CD, Universal Reissue 2007, S. 57 Brown schien aber die Zeichen der Zeit doch zu lesen, wenn auch anfänglich mit noch mehrdeutigen Stücken wie "I Got the Feelin'" (R&B #1, Pop #6 - in "Star Time" in der [url href="http://www.youtube.com/watch?v=WAJHHQO5czw"]Single-Version, auf "Foundations" etwas länger). Das Stück groovt hart, der Sound der Band wird immer schneidender. "The Popcorn" vom August 1968 ist das nächste Stücke auf "Foundations of Funk" - es erschien erst im Mai 1969 auf einer instrumentalen Single (R&B #11, Pop #30 - [url href="http://www.youtube.com/watch?v=sX2agS7ru3o"]The Popcorn b/w [url href="http://www.youtube.com/watch?v=KjSIpOUp-5M"]The Chicken). Zwei grossartige Stücke, die nochmal zeigen, wie weit die Band in der Zwischenzeit gekommen ist - gerade wenn man die beiden Stücke mit früheren Instrumentals vergleicht, die dagegen steif wirken und oft sehr zeitverhaftet klingen. Pee Wee Ellis ist mir definitiv lieber am Tenor, aber er spielt auf seinem eigenen "The Chicken" doch ein ganz schönes Altsax-Solo. Die beiden Stücke sind übrigens auf dem 2CD-Set "Soul Pride - The Instrumentals, 1960-1969" auch zu finden (ich hab das Set gestern gekriegt und heute mal reingehört - erster Eindruck: Einzelnes ist grossartig und als Ergänzung zu den anderen Compilations und Alben ist es sehr wohl hörenswert). Die nächste Single nach "I Got the Feeling" und zwei weiteren instrumentalen Singles war aber [url href="http://www.youtube.com/watch?v=Mhd_YHn3a_8"]Licking Stick, Licking Stick - ein weiteres Stück, das um ein minimalistisches Bass-Lick gebaut ist... die Bläser legen flache Linien, während der Beat leicht aber drängend ist und die Gitarren mit ihren Einwürfen den harmonischen Kern (wohl ein einzige Akkord) rhythmisieren. Maceo Parker bläst dann ein tolles Tenor-Solo, während Bobby Byrd sich zu Brown gesellt. Der erste Teil der Single findet sich auch auf der "CD of JB". Auf "Foundations of Funk" ist stattdessen jedoch eine Live-Version zu finden, die am selben Tag wie "The Popcorn" im Dallas Auditorium aufgenommen wurde (im Gegensatz zu diesem aber live vor Publikum). Die Live-Version ist schneller, drängender, aber weniger scharf im Sound. St. Clair Pinckney springt für Bobby Byrd als Sänger ein. Und Fred Wesley ist das neue Gesicht in der Band... er sollte nach der 1969/70 folgenden turbulenten Zeit der neue musikalische Direktor werden. Politisch Klartext redete Brown dann mit [url href="http://www.youtube.com/watch?v=CisfU6vkLvo"]Say It Loud - I'm Black and I'm Proud (R&B #1, Pop #10). Ein Kinderchor gibt Brown die Antwort ("I'm Black and I'm Proud!"), Jimmy Nolens Gitarre ist das musikalisch prägendste Element, aber das Stück ist einmal mehr fast nur Rhythmus - der ganze Bläsersatz dient auch nur dazu, Rhythmus zu gestalten - gegen Ende spielt Maceo ein Tenorsolo unter Brown, aber weit in den Hintergrund gemischt. Auf "Star Time" ist Pt.1 zu finden (2:59), auf "Foundations" die ganze Single (4:50).Charles Sherrell hat am Bass mittlerweile Bernard Odum abgelöst. Das nächste (und letzte von 1968) Stück auf "Foundations of Funk" war dann die erste #1 des folgenden Jahres: "Give It Up or Turnit a Loose" (#1 R&B, #15 Pop). Auf "Star Time" findet sich die [url href="http://www.youtube.com/watch?v=aoVewHQMsV0"]Stereo-Single, während auf "Foundations" eine längere Mono-Version zu finden ist. Auf "Star Time" findet sich zudem eine treibende Live-Version von "There Was a Time" (der B-Side von "I Can't Stand Myself", s.o.), auch live im Dallas Auditorium aufgenommen. Die Band groovt unglaublich, als ist sie eins, als atmet sie gemeinsam... die beiden Drummer Clyde Stubblefield und Nate Jones treiben die anderen an, Marva Whitney steht Brown stimmlich zur Seite. Für diese Musik findet sich bei Stax oder Atlantic kein Pendant - Brown hatte seine ganz eigene Mischung zusammengebraut, aus R&B, Jazz, reduzierten Grooves und hypnotischen Beats. Die Band wurde über die Jahre zu einer messerscharfen Organisation, die extrem "tight" war. Das sollte sich noch bis ins nächste Jahr hinein weiterziehen, bis der nächste Bruch folgte... davon nächstens mehr.

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