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Diese grossartige Compilation ist wohl die beste zu den nächsten paar Jahren:
:: Out of Sight (Reprise) ::
Zum Hintergrund der Ereignisse um 1964 – die im letzten Post schon angesprochen wurden – hier der Anfang der Liner Notes zur obigen CD:
James Brown took many roads in the Sixties: recording the poppish „I Got You (I Feel Good),“ embracing a slick studio band and strings with „It’s a Man’s Man’s Man’s World,“ digging into novelties like „Night Train.“ By the end of the decade, JB had driven himself to the cutting edge of a new Rhythm & Blues, a world of supernatural grooves called Funk, changing the sound of pop music forever.
But in early 1964, James Brown faced a crossroads. His enormous following in the black community was growing. The Live At The Apollo album hat pushed him into the consciousness of white America. Yet JB was floundering for position.
He fought for economic parity with King Records and refused to record for them, signing instead an independent production deal with Smash/Mercury Records. But the first album was mostly big-band covers of R&B classics, a puzzling (and commercially unsuccessful) choice in an era of emerging black awareness.
Then in May, 1964, JB and a mostly new band wrapped a bass line around a street phrase and stepped into a whole new realm. The Smash single „Out of Sight“ sounds like improvised vocals; razor-sharp horns led by newcomer Nat Jones punch like crazy. Its final 30 second vamp pointed to freedom for James Brown.
Because soon, the vamp became all. Like the great African griots who told ancestral tales under the spell of drums and chants, James Brown could sit on that vamp as he spun ideas. Riffing with purpose, the band followed his every blistering move.~ Harry Weinger with Alan Leeds: „It’s a New Day“, Liner Notes zu: James Brown „Foundations of Funk – A Brand New Bag: 1964-1969“, Polydor 2CD, 1996
Das ist also die Entwicklung, die sich anbahnt: weg von festen Songstrukturen, hin zu offenen Formen, fette Basslicks, pumpende Beats, Vamps des tollen neuen Bläsersatzes… der Rhythmus wurde immer wichtiger für die Musik.
Out of Sight kletterte bis auf #24 der Pop-Charts (keine Plazierung in dern R&B Charts? Oder es gab in der Zeit keine R&B Charts, glaub ich? – das Stück findet sich auch auf „Star Time“ und der „CD of JB“). King strengte zur selben Zeit einen Prozess gegen Smash/Mercury an. Aus den Liners von „Star Time“:
„Out of Sight“ hit the charts just as James Brown’s recording career hit the legal fan. King had sued Smash, preventing them from issuing Brown’s vocal recordings. Smash had to be content with instrumentals and JB productions of other artists. King re-released older albums with new covers.
Mercury tried to buy King to get James Brown, but [Syd] Nathan [Präsident von King] wouldn’t sell. He wanted his contracted singer back on existing terms. Brown refused to return without a vastly improved deal.
~ Cliff White & Harry Weinger, „Are You Ready for Star Time?“, Liner Notes zu „James Brown – Star Time“, Polydor 4CD, Universal Reissue 2007, S. 52
Brown spielte am 24. Oktober (genau zwei Jahre nach dem Apollo-Konzert) in der T.A.M.I. Show und übertrumpfte die Headliners (die britischen Namensgeber dieses Forums).
:: A Brand New Bag ::
Die nächsten beiden #1 Singles für King folgten 1965. Papa’s Got a Brand New Bag
entstand im Februar 1965 in weniger als einer Stunde auf dem Weg zu einem Gig. Es war zugleich der erste wieder für King aufgenommene Song in über einem Jahr. Die zwei-seitige Single stieg auch auf #8 der Pop-Charts – auf „Foundations of Funk“ und der „CD of JB“ findet sich die Mono-Version (auf der „CD of JB“ nur der erste Teil, der auch auf „Star Time“ enthalten ist), auf „Star Time“ findet sich zudem die ursprüngliche Version, die für die Single beschleunigt und gekürzt würde. Maceo Parker spielt ein tolles Tenorsax-Solo, von Brown angefeuert.
Brown äusserte sich zu dieser Single gegenüber dem damaligen Radio DJ Alan Leeds wie folgt:
„It’s a little beyond me right now […] I’m actually fightin‘ the future. It’s – it’s – it’s just out there. If you’re thinking, ‚well, maybe this guy is crazy,‘ take any record off your stack and put it on our box, even a James Brown record, and you won’t find one that sounds like this one. It’s a new bag, just like I sang.“
~ Cliff White & Harry Weinger, „Are You Ready for Star Time?“, Liner Notes zu „James Brown – Star Time“, Polydor 4CD, Universal Reissue 2007, S. 54.
Eine erste Version von „I Got You“ enstand schon im Juli 1964 für Smash – diese Version ist auf der „CD of JB“ und in „Star Time“ zu finden und im Film „Ski Party“ (lip-synced) zu hören. Die geplante Smash-Single wurde zurückgezogen. Im Mai 1965 wurde dann die King-Version aufgenommen: „I Got You (I Feel Good)“ (#1 R&B, #3 Pop). Schon nach dem Erfolg von „Papa“ hatte Brown bei King viel mehr Freiraum. 1965 baute er seine Band aus, zu Maceo und Melvin Parker sowie dem Blues-Gitarristen Jimmy Nolan stiessen u.a. Alfred „Pee Wee“ Ellis (der später die Leitung der Band von Nat Jones übernehmen sollte), Waymon Reed, sowie die Drummer Clyde Stubblefield und John „Jabo“ Starks (letzterer spielte zuvor mit Bobby „Blue“ Bland).
Die Band konnte auch anders… jazziger zum Beispiel auf „Ain’t That a Groove“ (#6 R&B, #42 Pop – zu hören auf „Star Time“).
Weitere Beispiele finden sich auf der schönen Compilation „Jazz“.
:: A Man’s Man’s Man’s World ::
1966 war ein sehr ereignisreiches Jahr für Brown. Im März reiste sein Tross nach Europa, trat u.a. in der englischen TV-Show „Ready, Steady, Go“ auf, zurück in den USA folgte ein Auftritt in der „Ed Sullivan Show“, ein grosses civil rights rally in Mississippi… im August kaufte er sich einen Lear Jet und flog damit zu Humbert H. Humphrey, dem Vize-Präsidenten, dessen Kampagne „Don’t Be a Dropout“ er unterstützte.
Der grosse Hit des Jahres war die Neu-Einspielung von It’s a Man’s Man’s Man’s World – arrangiert wieder von Andrew Lowe, eingespielt im Februar mit einer Studio-Band in New York. Diese Version ist auf „Star Time“ zu finden und ist, wie ich finde, eine Spur schwacher als die erste von 1964.
Die nächsten beiden Singles, die es in die Charts schafften, waren „Money Won’t Change You“ (R&B #11, Pop #53 – Part 1) und der Kampagnen-Song „Don’t Be a Dropout“ (R&B #4, Pop #50 – gekürzte Single-Version). Ersterer ist in der zweiseitigen Single-Version auf „Foundations of Funk“ und der kompletten, 6-minütigen Version auf „Star Time“ zu finden, Nat Jones ist am Altsax zu hören, Brown treibt ihn an mit seinen Schreien, die Bläser riffen… das ist noch kein Funk, ist rhythmisch auch weniger zwingend als „I Got You“ und „Papa“, aber es macht Spass!
Der Kampagnen-Song ist daneben ziemlich brav geraten – und mit sehr erhobenem Zeigefinger… nicht so mein Fall.
Bring It Up vom Oktober 1966 war die erste Single des Jahres 1967 (#7 R&B, #29 Pop). Auf „Star Time“ findet sich die ungekürzte Fassung – das treibende Lick von Bernard Odum (b) und Alphonso „Country“ Kellum (g) macht Spass, die Bongos sind eine willkomene – aber eine Spur penetrante – Abweichung vom üblichen Sound. Sehr schön hier wieder das kleine Sax-Motiv.
Nach einer instrumentalen Smash-Single und Think in einer Duett-Version mit Vicki Anderson (b/w „Think“ von Vicki Anderson allein – beide Versionen finden sich NICHT auf der „Original Funky Divas“ Doppel-CD – gibt’s dafür einen Grund? Hab die Liners dort noch nicht gelesen) folgte „Let Yourself Go“ (R&B #5, Pop #46 – gekürzte Single-Version), ein Stück, das um eine kleine Gitarren-Figur und die Antworten vom Blech und Barisax gebaut ist. Auch hier ist wieder Ron Selico (bgo) dabei. Auf „Star Time“ findet sich die Stereo-Version, auf „Foundations of Funk“ die Mono-Version – aufgenommen wurde im leeren Latin Casino in Cherry Hill, NJ.
Auf „Foundations of Funk“ ist zudem eine Live-Aufnahme vom Vortag enthalten, „Introduction / Out of Sight / Bring It Up“, ein knapp 6-minütiges Stück, das die Band bei der Arbeit zeigt. Zu diesem Zeitpunkt war Nat Jones nicht mehr dabei, Alfred „Pee Wee“ Ellis übernahm von ihm die musikalische Leitung und es folgte bald die nächste #1-Single…
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