Re: Arthur Doyle Plus 4 – Alabama Feeling

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sonic-juice
Moderator

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Ohne zu kokettieren, muss ich sagen, dass ich größere Zugangsprobleme zu ABBA-LPs habe als zu Arthur Doyle (und das ist nicht abwertend gegenüber den Schweden gemeint).

Für mich stellt sich die LP derzeit noch als buchstäblich zwiespältiges Vergnügen dar. Seite 1 ist durchweg faszinierend, in der Aufnahme ist eine unglaubliche Energie gespeichert, die vermutlich weniger archaisch und unbehauen ist, als sie zunächst scheint. Faszinierend insbesondere durch die diverse Spuren, die da über- und nebeneinander liegen, sich teils ergänzen, teils konkurrieren und auf ganz unterschiedliche Hintergründe verweisen – von eher traditionellen, melodienahen Motiven bis hin zu Noise, der mir eher euphorisch-energetisch als schmerzhaft-kathartisch vorkommt. Man kann sich jedenfalls während des Hörens je nach Laune und Neugier mal auf die Bläser, mal auf den Rhythmusteppich oder insbesondere auch auf diese sonderbaren und sehr präsenten Bass-Klänge konzentrieren, deren Herkunft und Stuktur mir immer noch spannende Rätsel aufgeben. Gerade die Tieftöne machen diese LP für mich so unverwechselbar.
Seite 1 endet dann sehr plötzlich. Und Seite 2 kann nach meinem jetzigen Empfinden die Spannung nicht ganz aufrechterhalten, das kommt wohl schon durch den erstaunlich leisen Einstieg, aber auch durch den Klang, der mir anders abgemischt vorkommt. Diese präsenten Bässe fehlen nun vollkommen, das Schlagzeug hat öfter Pause, die Improvisationen im Mittelteil wirken auf mich weniger energetisch und getrieben, vielmehr suchender und letztlich auch zielloser.

Den Klang finde ich übrigens – gerade für eine Live-Aufnahme – sehr okay, insbesondere auf Seite 1 klingt das sehr druckvoll und eigen und ich käme garnicht auf den Gedanken, da eine bessere, differenziertere Produktion zu missen.
Das Design ist toll, insbesondere die Übernahme des Wire-Artikels auf dem bedrucken Innersleeve war eine sehr gute Idee.
Meine Pressung ist allerdings nur passabel, einiges Knistern (insbesondere auf S.2) ist sicherlich nicht der Original-LP geschuldet. Ich würde es, insbes. falls es noch weitere solche Befunde gibt, sehr begrüßen, wenn Rank bei der nächsten LP vielleicht noch mehr in Richtung audiophile Pressung gehen würde, gerne für einen angemessenen Aufpreis. Mir kommt der Preis fast schon zu günstig vor. Und die 500 Free Jazz-Fantatiker, die diese LP unbedingt brauchen, würden sicherlich auch 25 € dafür hinlegen.

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