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Anonym
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ReinoWenn man genau nachliest, sieht man, daß ich nicht behauptet habe, daß das Kunst ist. Aber warum sollte Bruno Brendel nicht genauso als Kunst wiederentdeckt werden wie Arno Breker?
Auch Gottfried Benn hat zeitweise mit dem Nationalsozialismus sympathisiert. Kann man nun sein Werk chronologisch in Kunst und Nicht-Kunst einteilen?
Na, isses nun Kunst oder nicht? Falls nein, kann man es auch nicht „als Kunst wiederentdecken“.
Zwar schließe ich mich dem Gedanken von otis an, dass „widerspruchsfreie“ Kunst nichts taugt (ich nenne sie nur etwas anders, nämlich „banal“ und „eindimensional“) – widerspruchsfreie Argumentation im Gespräch über Kunst kann aber durchaus nicht schaden.
Ich stimme Dir zu: Prinzipiell kann man natürlich Künstler wiederentdecken, deren Werke der Ächtung oder dem Vergessen anheim gefallen sind, weil die Schöpfer ideologisch daneben waren – es kann aber passieren, dass die Wiederentdeckung nur schwülstigen Fascho-Schund zu Tage fördert wie bei dem von Dir zitierten Brendel-Sonett. Dann empfehle ich: sofort wieder ächten (wofür keine ethische Begründung erforderlich ist, eine ästhetische reicht vollkommen) und erneut vergessen.
Ansonsten: Ja, Benn hat mit den Nationalsozialisten geliebäugelt und außerdem große Gedichte geschrieben. It’s the song, not the singer.
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