Re: It’s the song, not the singer? Moral und Musik

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reino

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MefirLeadbelly soll ganz schön was auf dem Kerbholz gehabt haben ;-)

Und Woody Guthrie soll sogar MEHRFACH Beförderungserschleichung begangen haben!
Also, mir kommt keine CD eines Künstlers, der nicht ordentlich seine GEMA-Bögen ausgefüllt hat, auf den Plattenteller.

fuchsAber inwiefern sollten die Moralvorstellungen der Konsumenten relevant für die Beurteilung von Werken sein?
Dann müssten wir uns ja konsequenterweise vorm Musikhören über den Lebenswandel der Schöpfer informieren.

Nein, über die Moralvorstellungen der Konsumenten.

SaarahWorauf ich hinaus will, ist sehr einfach: Wenn du ein Faschist bist, wirst du nie ein Kunstwerk erhabener Größe schaffen.

Céline wurde ja schon genannt. Und der wird noch heute von eher linken Künstlern (wie z.B. Jacques Tardi) verehrt.
Und wer sich für die Kunst des Sonettes begeistern kann, wird auch hier großes sprachliches Können entdecken:

Als seine Stimme durch den Äther schwang,
geschah’s, dass unsere Herzen stille standen
und dass um uns die Schatten schwanden
und dass ein Engel auf uns niedersprang

und über unsern Schmerz die ausgespannten
und starken Flügel hielt und dass der Klang,
der aus des Führers heißer Seele drang,
Altäre schuf, auf denen wir entbrannten

wie Heilige, in denen wunderbare,
inbrünstige Gebete sich vereinten.
Und als zu unsern Füßen all die Jahre,

in denen wir vor Leid zu sterben meinten,
erstanden, fand die jubelnde Fanfare
der Rettung neu Geborene, die weinten.

Das ist die perfekteste Imitation von Rilkes Sonnetten, die ich je gesehen habe. Es stammt von einem Bruno Brendel und trägt den Titel „12. September 1938 – Der Führer spricht“.

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