Re: It’s the song, not the singer? Moral und Musik

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tolomoquinkolom

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bullschuetzSicher, Cat Stevens hat sich mit seinem Verhalten in Sachen Rushdie moralisch disqualifiziert (und die peinlichen sophistischen Herausredereien, die er seither immer wieder angebracht hat nach dem Motto „War alles aus dem Zusammenhang gerissen und böswillig verdreht“ machen den Vorgang eigentlich nur noch ekelhafter – wir haben hier einen echten Schein-Heiligen vor uns). Aber das wurde hier ja, glaube ich, schon oft genug diskutiert. Ich habe in dem Zusammenhang eine andere Frage: Lehnt Ihr Musik von Musikern, die sich moralisch fragwürdig verhalten, ab? Wendet Ihr in ästhetischen Angelegenheiten ethische Kategorien an? Macht Ihr das grundsätzlich oder manchmal so, manchmal so? Letzteres gilt wohl für mich: Ich neige dazu, Phil-Spector-Musik weiter zu lieben, während mir Cat-Stevens-Musik durch die Yusuf-Islam-Rushdie-Ekligkeit verleidet ist. Seltsames Phänomen! Geht es anderen hier ähnlich?

Zunächst einmal darf man ruhig die fundierten Aussagen von Leuten hinterfragen, die sich ihre eigene Meinung aus den Vorurteilen anderer zusammenschrauben, ohne je mit Fakten in Berührung zu kommen.

Vom Rushdie-Mörder Cat Stevens müssen umgehend alle nach seiner feigen Tat veröffentlichten Alben und sicherheitshalber auch gleich alle vor dieser Tat in vorauseilendem Gutmenschentum nachträglich vom Markt genommen werden. Im Fall von Phil Spector müssen umgehend sämtliche jemals verkauften Hit-Singles zurückgerufen und ebenfalls eingeschmolzen werden. Zudem haben die Alben mit seiner Beteiligung (Beatles, Ramones, Leonard Cohen, Ronettes, Crystals, George Harrison, John Lennon etc.) zu verschwinden. Die früheren Musikproduktionen eines späteren Mörders können keiner moralisch integeren Person zugemutet werden. So ein Schmutz gehört nicht auf diesen friedlichen Planeten.

Spector war schon vorher berühmt, Varg Vikernes (Burzum) musste erst zum Mörder und Brandstifter werden, um berühmt zu werden und um Kultstatus zu erlangen. Der bedauernswerte Charles Manson hat das irgendwie nicht so hinbekommen. Allerdings spielen andere seine Songs sehr gerne und selbstverständlich nur zu Ehren der bestialisch zerstückelten Sharon Tate und ihrem aus dem Leib herausgeschnittenen Baby. Herzig.

Zusätzlich zu vertilgen sind sämtliche Alben von The Who und die Solo-Werke des Kinderpornographiespezialisten Pete Townsend, der keine Lehre aus seiner Bekanntschaft mit dem Kinderfreund Gary Glitter gezogen hat. Auch Jerry Lee Lewis, der nicht nur seine great balls (of fire) an Musikinstrumenten ausprobierte, sondern auch an minderjährigen Schülerinnen, kann dabei gleich mitentsorgt werden.

Selbstverständlich ist aus den genannten Gründen auch gleich die komplette Musikgeschichte umzuschreiben. Wie mit Musikern umzugehen ist, die menschenverachtenden Sekten ihre talentierten Organe zur Verfügung stellen, müsste noch gesondert diskutiert werden. Vielleicht in Verbindung mit der weiteren Verfahrensweise in Bezug auf die musikalischen Ergüsse diverser sich gegenseitig aus ihren Turnhosen pustenden hippen Hopper. Peace on earth.

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