Re: Rolling Stone Weekender – Weißenhäuser Strand/Ostsee

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peterjoshua

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Andres LehmannRolling Stone Weekender 2014: In meinen Augen ein großartiges Festival; kleines Konzert mit Markéta Irglová (Once!), Punk-Rock der alten Schule mit „The Undertones“ („Teanage Kicks“), der feine Auftritt von Jeff Tweedy (samt Wilco-Unplugged-Einlage) oder die mitreißende Lesung von Sven Regener. Und dann rockten auch noch Selig die Zeltbühne.

Mein Bericht:

http://ukonio.de/rolling-stone-weekender-2014-bericht-festival-konzerte-musik-50445/

Dass Lloyd Cole ein Virtuose an der Westerngitarre wäre, behauptet er nicht mal selbst. Ich habe nach vielen, vielen Konzerten, die ich von ihm gesehen habe, dieses Mal ausgesetzt. Ich bin es, ehrlich gesagt, leid, ihn immer nur solo zu sehen. Die Songs sind großartig, aber er ist eben kein besonders guter Gitarrist und auch kein sehr variantenreicher Sänger. Seine Ansagen sind mitunter humorig, aber ich habe mich zuletzt auch dabei doch meist gelangweilt. Was war das herrlich, als er einst in Hamburg mit den Negatives (und der liebzreizenden Jil Sobule) im Logo gespielt hat…

Übrigens war ich vom Weekender dieses Jahr enttäuscht. Für Freitag hatte man offensichtlich nur ein paar Kartons Strom eingekauft. Wohin man auch ging, überall wurde man von solo auftretenden Künstlern angeflüstert. So richtig Schwung war selten in der Sache. Aus lauter Verzweiflung haben wir uns bei Selig begeistert. Die sind nicht schlecht, aber doch beim besten Willen kein Headliner für den Weekender, also bitte. Das gilt ebenso für andere „Has beens“, die FKP Scorpio an die Ostsee gekarrt hatte: Undertones, Live (also wirklich, Herrschaften). Arne Willander hat das am Samstag auf dem Podium sehr pointiert illustriert, in etwa so: „Ich war gestern bei Triggerfinger, obwohl ich sie nicht mag, dann war ich bei den Undertones, die ich mal mochte. Und dann war ich noch beim Italiener.“

Dass man Live aus der Versenkung geholt hat, wo sie eigentlich ganz gut aufgehoben waren, schien auch den RS-Redakteuren unangenehm zu sein. Es wurde gemutmaßt, dass die Band sich längst in Dead hätte umbenennen müssen. Von FKP Scorpio ließ sich im Unterschied zum Vorjahr niemand blicken. Der Herr ahnte wohl, dass es dieses Mal wegen des mauen Line-ups besonders viel Gegenwind geben würde. Es blieb dann aber bei der schönen Tradition, dass das Publikum sich aufregt, weil kein Wein ausgeschenkt wird. Aber mal ehrlich: Die schenken da Warsteiner aus — wer will denn bitte die Plörre trinken, die die dann als Wein verkaufen würden.

Mein Highlight waren die Felice Brothers, die man ins Rondell (das der Hamburger übrigens beharrlich Rondeel zu nennen pflegt) verbannte, während im Zelt Live mehr oder weniger für sich selbst spielte. Dass Jeff Tweedy in Ballsaal spielen musste, während Sam Beam sich allein mit seiner Gitarre im Zelt, nun ja, austoben durfte, Bob Mould, Niels Frevert, Marcus Wiebusch, St. Vincent im vollgepackten, schwitzigen Ballsaal rackern mussten, während Blood Red Shoes im Zelt ihre 15 Minuten haben durften — ich verstehe das alles nicht.

Nächstes Jahr muss das Line-up wieder deutlich besser werden. Der RS sollte sich im übrigen um seine Brand sorgen. Diese dem Veranstalter zu leihen und sich sonst weitestgehend aus allem rauszuhalten, das ist nicht ungefährlich.

Ach ja: Sound und DJ in der nächtliche Dise waren sub-par, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich bin an beiden Abenden aus Verzweiflung nicht ganz voll ins Bett gegangen.

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rock 'n' roll..., deal with it!