Re: Rolling Stone Weekender – Weißenhäuser Strand/Ostsee

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declan-macmanus

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Schön war’s. Komplett gesehen habe ich nur zwei Konzerte (Warpaint, Tindersticks) und eine Lesung (Frank Schulz). Alle drei waren dafür sehr gut.

FREITAG

Braucht man in einer Live-Show wirklich zwei Flöten? Midlake beantworteten diese Frage mit „Ja“, ich dagegen weiß es besser. Davon abgesehen waren die Songs für meinen Geschmack viel zu proggig umgesetzt und das Schlagzeug viel zu laut (vielleicht wollte der Drummer wollte die bärtigen Jammerlappen aber auch einfach nur verdreschen). Als sich der Schlagzeuger dann einmal zurücknahm, war ich enttäuscht, dass ausgerechnet „Roscoe“ überhaupt keinen Drive entwickelte und viel zu langsam war. Es war dann aber gar nicht „Roscoe“, sondern irgend ein anderer Song. Im Grunde gibt es ja nur zweieinhalb. Vielleicht sollte ich die aktuelle Platte, der ich bislang vier Sterne gebe, noch mal gegenhören. „Roscoe“ kam dann übrigens doch noch und gefiel mir gut. Auch dramaturgisch wurde der Song gut platziert – so konnte man gleich nach dem Höhepunkt des Sets rüber zu Warpaint, um sich einen Platz weit vorn zu sichern.

Warpaint waren live noch einen Tacken besser als auf Platte. Umwerfend waren vor allem die Schlagzeugerin (musikalisch) und die Sängerin mit den dunkleren Haaren (sexuell).

Howe Gelb nervte mich bei den ersten beiden Songs so sehr (er haute ständig daneben – mit Absicht, was aber nicht als lässige Improvisation bei mir ankam, sondern als aufgesetztes „Hört mal her – ich mache, was ich will!“), dass ich gegangen bin. Später hörte ich zwar, dass das Giant Sand-Konzert noch ganz phantastisch geworden sei, aber da war es für mich natürlich zu spät

Phosphorescent hätte ich gern von Anfang an gesehen (die letzten Stücke waren hervorragend) – aus irgendeinem Grund war ich aber davon ausgegangen, dass The National eine gute Liveband sein könnten. Sind sie nicht – selten habe ich erlebt, dass etwas, das so innig sein will, so seelenlos ist.

Sven Regener trug Dunkelgrau und ist trotzdem dick geworden. Sein mit irrem Blick und ungelenk hochgerissenen Armen ins Mikro geröhrtes „Romantik!“ wird von Jahr zu Jahr penetranter. Neben mir stand ein irrer Besoffener aus Irgendwasmarschen, der mich ständig begrapschte und bequatschte („Sagmi eifach, woheddu komms“ – „Texas.“ – „Nein, jetzma ehrich. Dallassich dichauin Ruhe.“ – „Nein.“). Leider waren das schon die eindrücklichsten Erinnerungen des Auftritts von Element of Crime.

SAMSTAG

Ich sollte Frank Schulz‚ Hagener Trilogie endlich mal weiter lesen. Oder mir sein aktuelles Buch „Mehr Liebe. Heikle Geschichten“ kaufen. Schulz las (und sang und trommelte) größtenteils sehr witzige Texte sehr witzig vor. Er hätte gern noch eine Zugabe geben können. Leider war er aber körperlich angeschlagen.

Mikko, Sonic Juice und Clau legten am frühen Abend auf. Sie bekamen nicht mal was zu Trinken hingestellt (anders als die DJs, die das Aftershow-Programm bestritten und schon vor Beginn ihres Sets eine Kiste Bier geliefert bekamen). Außerdem dauerte es eine Dreiviertelstunde, bis beide Plattenspieler einsatzbereit waren. Die Publikumsresonanz war logischerweise mau, weil gleichzeitig ja diverse Bands spielten. Ein fauler Kompromiss, mit dem keiner zufrieden gewesen sein dürfte.

Die Tindersticks habe ich dieses Jahr schon zum zweiten Mal gesehen. Ihr Auftritt beim Weekender (unverständlicherweise im viel zu kleinen Baltic Festsaal – wie gut hätten sie ins Zelt gepasst!) war noch einen Tacken besser als der in Berlin. Die Songs der enttäuschenden neuen Platte funktionieren live viel besser, zum Beispiel das Titelstück „Falling Down a Mountain“, das die Show eröffnete, und vor allem „Factory Girls“. Warum Staples allerdings seit Neuestem viele seiner alten Stücke nur noch auf einem Ton singt, verstehe ich nicht.

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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]