Re: Rolling Stone Weekender – Weißenhäuser Strand/Ostsee

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sonic-juice
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Da ich voraussichtlich auch in den nächsten Tagen keine Zeit finde, ausführlicher zu schreiben, hacke ich jetzt mal einfach in die Tastatur, was mir gerade in den Sinn kommt. Also:

Wilco haben erwartungsgemäß ein fantastisches Set gespielt, Höhepunkt für mich, da schließe ich mich Tina an, „Bullblack Nova“. Am meisten Spaß hatte ich bei Heinz Strunk; die Lesung von Frank Schäfer fand ich auch sehr unterhaltsam: trocken, süffisant, präzise und unprätentiös im Ausdruck, ich habe Sprache und Vortrag sehr genossen, obwohl mich das Thema per se nicht sonderlich anspricht.

Das Flaming Lips-Konzert war leider nicht sonderlich gelungen. Nach einem gigantischen Auftakt hatten sie nichts mehr auf Lager, was die Spannung hätte halten können. Zum einen war der Sound konturlos, zum anderen haben die neuen Songs, gerade in dieser breiigen Konsistenz, einfach zu wenig Profil und Pop, als dass sie die Menge hätten bewegen können. Die neue Platte werde ich mir sicherlich mal anhören, aber für das orgiastische Live-Konzept, das ja als psychedelischer Kindergeburtstag mit permanenter Reizüberflutung auf emotionale Überwältigung zielt, funktionieren diese eher düsteren Tracks nicht so recht. Da müssen die Hymnen her, die die Lips zu genüge auf Lager haben. Dass „Yoshimi“ und „Fight Test“ als schnarchige Akustikversionen dargeboten wurden, hat die Stimmung auch nicht gerade befördert. Wer sich über ihre Musik ein fundiertes Bild machen will, muss aber eh die Platten hören, selbst auf ihren ganz großen Shows geht es eher um eine multimediale Performance denn die pure Musik. Was völlig ok ist.

Die anderen Konzerte habe ich nicht komplett gesehen. Billy Bragg habe ich noch am längsten ausgehalten, durchaus sympathisch. Von Yorkson haben mir die Zugaben durchaus gefallen, von Soundtrack of Our Lives auch einige Stücke, alles aber nichts, was ich unbedingt auf Konzert- oder Albumlänge anhören muss.
I Am Kloot waren zwar für ein paar Nummern ganz okay, wenn man nicht zu genau hinhört oder musikalischen Überraschungen gerne weitflächig meidet, mich hat aber leider nahezu jeder Aspekt ihres Auftritts, angefangen bei der Frisur des Sängers über seinen Gesangsstil bis hin zu sämtlichen Midtempo-Britpop-nach-Zahlen-Songs an irgendwelche deutlich besseren Vorbilder erinnert, hinzu kamen diese – soweit ich das heraushören konnte/wollte – deprimierend einfältigen bis ordinären Texte, so dass ich nach einer halben Stunde die Flucht ergreifen musste. Nett, aber schlimm.

Die „Osteria“ war so verblüffend schlecht im Service und so unterdurchschnittlich in der Qualität, dass ich das fast schon wieder lustig fand. Man konnte sich die Wartezeit damit vertreiben, dass man andere Gäste bei der enervierten Tischflucht nach frustriertem Warten auf den Kellner beobachtete oder sich von einem Tresenkräfte (vielleicht auch dem Chef persönlich?) anraunzen ließ, dass man gefälligst am Platz auf die Bedienung warten solle und nichts am Tresen verloren habe.

„Plattenbörse“ war ein großes Wort für 3 Stände, aber immerhin waren die ganz gut sortiert.

Alles in allem ein sehr attraktives Konzept, gerne wieder, wenn das Billing nächstes Mal halbwegs ansprechend ist.

NACHTRAG: Ich muss natürlich noch der guten Ordnung halber ergänzen, dass die DJs, die sich als schicke Mods kostümiert haben, ihrem Style in keiner Weise gerecht wurden. Die Selektion war zwar recht passabel, aber die Stücke von zwei schnöden CD-Spielern auf die arglose Masse loszulassen, ist schon ein wenig infam, insbesondere wenn man so einen auf dicke Hose macht und vermutlich auch noch ordentlich Geld dafür kassiert. Style over content. Und ein wenig mehr Groove und Soul hätte ich auch begrüßt, dann wären vielleicht auch mal ein paar Mädels mehr auf dem Floor erschienen. Das nächste Mal bitteschön echte DJs, keine Darsteller.

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