Re: Jahrestage

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latho
No pretty face

Registriert seit: 04.05.2003

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Es scheint ja an den Feuilletons vorübergegangen zu sein:

Heute vor 100 Jahren wurde er geboren, der Genialische. Führte ein New-Deal-Theater und jagte angeblich die Leute mit einer Alien-Invasion-Geschichte von der Straße, wandte sich dann der Kunstform des 20. Jahrhunderts zu, dem Film. Revolutionierte ihn gleich mit seinem Erstling: Gegenwartsbezug, Zeitkritik, Montage-Innovation und „Rosebud“. Drehte seinen besten Film mit einer der Hollywood-Göttinen, die er zu der Zeit mit seinem attraktiven Kindergesicht noch ab bekommen konnte: „The Lady from Shanghai“, Irrungen, Spiegelungen und Täuschung – wie er in Welles Schnitt ausgesehen hätte, lässt sich heute nur noch spekulieren. Nach Kane lag er immer mehr mit den Produzenten von Old Hollywood im Clinch, die unter anderem The Magnificent Ambersons zerstörten. Seine Regiearbeiten wurden weniger, die ständigen Kämpfe mit Geldgebern zehrten an den Nerven, Welles spielte überall mit, um an Geld zu kommen, fraß sich durch die Welt und verlor verständlicherweise seinen Elan, am Ende eine bärtige, weise Kugel mit einer bezaubernden Stimme.
Oft übersehen wird, dass Welles ein sehr guter Schauspieler war, am besten wohl in seinem alles überstrahlenden Auftritt als Harry Lime in Reeds The Third Man zu bewundern: Ein Künstler, der, ob als Schauspieler oder Regisseur, ein Gespür für das Wichtigste am Film hatte: die Wirkung auf der Leinwand.

Orson Welles
1915 – 1985

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.