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Anonym
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Nach 5 Durchgängen hier mein erster Eindruck, wohlgemerkt zu“The Incident“:
Das Album zeigt eine deutliche Abkehr von der auf den letzten Alben zugenommenen Härte. Die Songs entfalten mehr Raum für Atmosphäre, was sich auch wohltuend in den wunderbaren Synthiesequenzen von Herrn Barbieri zeigt, der besonders hervorzuheben ist. Auch muss man erwähnen, dass die Instrumente insgesamt sehr „songdienlich“ eingesetzt werden, eine perfekte Symbiose. Gleich der erste richtige Song, nach der kurzen Instrumental-Einleitung „Occam’s razor“, „The blind house“ ist zwar ein typischer, aber sehr gelungener Porcupine Tree Opener, der im Refrain stark an die melancholischen Stücke der „Signify“ Phase erinnert und die härteren Momente nur kurz aufblitzen. Insgesamt würde ich das Album in die Phase „Signify“ bis „Lightbulb sun“ (max. „In Absentia“) einordnen. Für mich, der die „Lightbulb sun“ auf Platz 1 im Alben Ranking der Band sieht, eine ganz erfeuliche Entwicklung. Die Melodiefülle hat gegenüber dem letzten Werk wieder stak zugenommen, viele Refrains könnte man sich auch gut auf einem Blackfield Album vorstellen. Insgesamt wirkt die Musik sehr unverkrampft, irgendwie lockerer und leichter als zuvor. Es scheint, das Steven Wilson nach der schweren Kost der letzten Alben endlich wieder in seinem (oder meinem ;-)) Lieblingsterrain angekommen ist, in dem die Melancholie, Atmosphäre und Melodieseligkeit wieder Oberwasser gegenüber der Härte gewonnen haben.
Ich sehe das Werk auch nicht als den vielbeschworenen „einen Song“, sondern für mich ist es ein eher impressionistisches Werk, das aus verschiedenen eigenständigen Songs besteht, die durch feine Zwischenstücke verbunden sind, wobei es nicht um Komplexität geht, sondern um einfachere und für meine Begriffe leichtere Songstrukturen.
Das Werk ist wahrscheinlich nicht für alle PT Fans leicht zu packen, aber mir gefällt diese neue, alte Herangehensweise ausgesprochen gut. Wie sagte Herr Wislon so schön, „The Incident“ sei ein Song-Zyklus „about beginnings and endings“ und das ist für mich die perfekte Beschreibung der Musik, die viel Raum zum Träumen lässt. Und das die Fahrt in einem Leichenwagen so wunderbar sein kann, hätte ich auch nicht erwartet („I drive the hearse“).
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