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In jeder Vorankündigung wird C.W. Stoneking als Blues/Hillbilly-Epigone mit Jazz Einflüssen gepriesen. Sicher schraubt Stoneking an diesem Image fleißig selbst mit. Der Vintage-Sound seiner Platten kommt ja nicht von ungefähr. Dennoch ist es verkehrt, in dem Australier nur den Folkloremusiker sehen. Dafür ist er zu talentiert, sein Repertoire an eigenen Kompositionen zu stark und die Umsetzung auf der Bühne zu beeindruckend.
Ganz in weiß mit grüner Fliege gekleidet, abwechselnd Dobro und Banjo spielend, begeistert Stoneking sein Publikum in der beschaulichen Wiesbadener Räucherkammer von der ersten Minute an. Besonders in Kombination mit seinem Primitive Horn Orchestra, das ihn bereits bei den Aufnahmen seiner aktuellen Platte „Jungle Blues“ unterstütze, zünden sofort. James Clark an der Tuba, Kynan Robinson an der Posaune, Stephen Grant am Kornett und Ollie Browne an den Drums spielen virtuos auf und arrangieren den zuletzt deutlich Jazz und Swing orientierteren Sound live noch überzeugender als im Studio. Der eigentliche Charme von Stonekings Songs entpuppt sich aber eigentlich erst bei seinen eingestreuten Solodarbietungen. Dazu zieht sich die Band immer wieder für ein oder zwei Nummern von der Bühne zurück, um ihrem Sänger das Feld zu überlassen. Mit stoischem Gesichtsausdruck phrasiert Stoneking kauzig wie Tom Waits zu seinen besten Zeiten und erzählt in seinen Stücken von sprechenden Löwen, von Saufgelagen und den alltäglichen Problemen, die der Besitz einer eigenen Goldmine so mit sich bringt. Neben aktuellen Songs sind vor allem Kompositionen des Vorgängeralbums „King Hokum“ sowie „Brave Son Of America“, ein Cover des Calypso-Musikers Wilmoth Houdini, zu hören. An seinen Storyteller-Qualitäten ohne musikalische Untermalung sollte Stoneking zumindest hierzulande noch arbeiten. Seine langgezogene Geschichte über eigentümliche Besuche bei einer Wahrsagerin vernuschelt der 36-jährige dermaßen, dass sie bei den ca. 70 Zuhörern völlig versandet und sich hörbar Unruhe breitmacht.
Auf dem schmalen Grad zwischen authentischem, von amerikanischer Roots-Music inspiriertem Songwriter und Nostalgiesänger aus der Retorte zerstreut der der Eindruck seiner mitreißenden Live-Performance, die ohne anbiedernde Ironisierung und sonstigen inszenatorischen Firlefanz auskommt, letztlich jeden Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit, den man nach dem Hören seiner Platten möglicherweise noch in Ansätzen gehabt hatte.
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Schlagwörter: C.W. Stoneking
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