Re: Death in June

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

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In der Tat kann man es sich im Falle DIJ sehr sehr einfach machen, und sich dem „Fascho, Fascho“ skandierenden Ichbinaufderrichtigenseite-Mob anschliessen, der noch nie auch nur ein einziges DIJ-Album gehört hat, bzw. jemals eines zu Gesicht bekommen hat… (jaja, Herr Genosse Schulz, Du hast ja nur den Reaktionär genannt… – es gibt allerdings genug von der Sorte, die nicht wissen, wovon sie reden!)
Genauso ist es absurd, von DEM DIJ-Sound zu sprechen. Dann müsste man Postpunk, Electro-Wave, Industrial, Avant/Experimental, Folk (hier „Neo-Folk“) und sogar schieren Pop generell in die Tonne treten. Und klar, hat man sich an seinem Feindbild lang genug aufgegeilt, so interpretiert man letztendlich jeden DIJ-Text als glühende Nazi-Verehrung, bzw. reaktionäre Weltabgewandtheit…
Gerade diese erwähnten Texte bewegen sich stets in einem solchen Rahmen, der allenfalls Spekulationen und verschiedenste Interpretionen zulassen (kann). Eine eindeutige Sprache, die in eine reaktionäre, oder gar eindeutig faschistoide Ecke weisen, wird man in keinem DIJ-Song erkennen.
Letztendlich, man konfrontiere den Herrn Douglas P. bitteschön einmal mit dem Vorwurf, eine „reaktionäre Arschgeige“ zu sein. Ich könnte fast wetten, daß er lediglich mit der „Arschgeige“ konform gehen könnte…

Wie Manuel1979 bereits richtigerweise anmerkte, ist es aber nicht immer so einfach (Schade, nicht wahr?). In der Tat ist Douglas P. eine umstrittene und kontroverse Person, deren Wirken und Auftreten gerade mir als DIJ-Hörer der „ersten Stunde“ stets Stirnrunzeln und arge Kopfschmerzen bereitete. Die einzelnen Stationen seiner Vita zu deuten, die Widersprüchlichkeiten zu verstehen, erfordert mehr als nur die übliche „Was? DIJ? Widerliche Arschgeigen“-Reaktion. Die Diskussion könnte Seiten füllen, würde höchstwahrscheinlich in diesem Forum jedoch von verschwindend geringem Interesse begleitet werden – daher erspare ich mir diese Mühe.

Aber letztendlich möchte ich diverse Ausrutscher, „Provokationen“ und Geschmacklosigkeiten des Herrn Pearce keineswegs schönreden oder vertuschen. Was er sich in den Jahren nach ca. dem „But What Ends…“-Album z.T. leistete, konnte man einfach oftmals nicht mehr tolerieren (letztendlich führten seine Kapriolen und vor allem seine Weigerung, sich eindeutig zu äussern, seinerzeit zu seinem Rauswurf bei dem „World Serpent“-Label, das der Band lange Jahre eine Heimat bot – und schliesslich zum blanken und unerträglichen Revanchismus-Album „All Pigs Must Die“). Eine klare Aussage zu seinem kruden Weltbild konnte man eh nicht mehr erwarten. Jedenfalls bequemte er sich zumindest nach einem Auftrittsverbot in Lausanne, zu einem (natürlich nebulösen) Statement, in dem er auf musikalischer Ebene durchblicken liess, kein Anhänger rechtsextremen Gedankenguts zu sein. Jedoch bleiben schale Geschmäcker zurück (das Stück „Brown Book“ bleibt eine Geschmacklosigkeit, auch wenn Douglas P. tausendmal das Gegenteil beweisen möchte…). Den Uniform-Fetischismus nehme ich ihm allerdings ab, auch wenn ich Uniformfetische generell als lächerlich empfinde. Was den Herrn Pearce jedoch wiederum sympatisch macht: er soll glühender Pet Shop Boys-Fan sein. Aber ist das so verwunderlich…?

Egal, Sterne gefordert, hier sind sie:

The Guilty Have No Pride ****
Burial ***
Lesson 1: Misanthropy ****
Nada ****1/2
The World That Summer ****
Brown Book ***
„1888“ (Split-LP with Current 93) ***1/2
93 Dead Sunwheels ***1/2
The Wall Of Sacrifice ***1/2
But, What Ends When The Symbols Shatter? ****1/2
Rose Clouds Of Holocaust ***
Take Care & Control **1/2
Operation Hummingbird **
All Pigs Must Die *1/2

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad