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Habe gestern Nachmittag bei meiner Mutter im Hof einen alten Schrank gestrichen u. dabei die Bonus CD auf Dauerrotation laufen lassen. Die Nachbarn dachten wohl, der Sohn ist wieder zuhause eingezogen. U. das am Sonntag, unerhört! Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass mein Stones outtakes Wissen ab „Goats head soup“ beginnt, ich also keine weiteren Aufnahmen von Exile zuvor kannte oder besaß. Und natürlich lohnt der Kauf. Es gibt sicherlich etliches was man als Purist hier bemängeln könnte. Letztendlich stellt diese zweite CD eigentlich ein eigenes Album dar, das alle Zutaten eines typ. durchschnittlichen Stones Album hat. Will sagen: eine ausgewogene Mischung an Midtempo, RnB, Rockern, radiotauglicher Single, einer Riesenballade u. sogar Keef an an den vocals. Ich denke dieser Eindruck ist bewußt so einkalkuliert worden.
Ich hatte mich am Samstag spontan für die Deluxe Version entschieden, die einen Euro teurer war als die Standardversion. Das Riesenfanpaket hatte ich gelassen. Der Film ist ja nur in Auszügen enthalten u. das Vinyl hat sowieso jeder im Regal stehen.
Seht gut gefallen haben mir:
Good time woman: eine wohl frühe, rockigere Fassung von Tumbling Dice mit anderen Texpassagen. Die Band agiert in Höchstform. Nachbesserungen für mich nicht hörbar.
So Divine: ein an „Paint it Black“ erinnerndes Gitarrenmotiv lässt diesen phantastischen Song unheilvoll grollend beginnen, der sich zu einem wirklich guten outtake entwickelt, das man gleich nochmal hören mag.
Loving Cup: wie bereits von JanPP geschrieben, einer großartige Alternative zur Albumversion u. m.E. auch sehr ursprünglich u. urwüchsig in seinem Ausdruck. Taylors Gitarre bringt Gänsehaut u. mit Charlie gehen die Gäule durch. Klingt wie ein Live Jam, speziell wenn Watts beim break gegen die Basstrommel tritt. Herrlich.
Title 5: ohne Mick Taylor, wie so etliche der Songs hier, aber mit einem Leading Keith, der dieser hübschen Instrumentalaufnahme seinen experimentierfreudigen Stempel aufdrückt.
Plundered my Soul: extrem catchy, mit gelungener Verschmelzung aus Alt u. Neu. Die Single, nicht ohne Grund
Dancing in the light: Stones by numbers aber nett.
Pass the wine & I’m not signifying brauchen noch etwas. Kann sein, dass einige Puristen aber voll drauf abfahren werden. Mir fehlt bei beiden Stücken etwas die catchiness, die ich an den Siezigerjahrestones so mag.
Weniger gut:
Following the river: durch das Streicherarrangement im Kitsch badend u. Jagger mit Worthülsen, die man so von ihm auch schön öfters gehört hat. Zu kalkuliert, zu seicht. Angie, Winter u. Wild Horses aus der Zeit 71-73 schlagen diese Ballade um Längen. Der Nachbearbeitungseindruck ist m.E. hier überdeutlich.
Soul Survivor (Alternativ): Keith an den vocals u. er ist damit maßlos überfordert. Er hangelt sich an diesem sagenhaften Riff entlang u. reagiert nur, setzt gar keinen Akzent. Gegen Jaggers Gesang auf dem Original eine schwache Leistung. Sollte dies die Alternative zu Happy gewesen sein, bin ich happy, dass Happy auf die Platte kam (OK der joke war flach).
Insgesamt macht die Platte Riesenspass u. sind wir mal ehrlich es geht doch hier nur um die 10 neuen Stücke. Nachbesserungen hier u. da merkt man vor allem bei den Percussions u. Jaggers vocals, wenn sie bei der Phrasierung beginnen nach den Nineties zu klingen. Dies trübt den Eindruck aber nur marginal, denn selbst da gelangen den Stones ja einige gute Sachen. Der Kontext in dem die unveröffentlichten Aufnahmen erscheinen gefällt mir nicht. Kann sein, dass es mit dem in Cannes vorgestellten Film zusammenhängt aber ein konkret Tattoo You II betiteltes Werk hätte auch Charme gehabt. Dazu noch 4-5 sehr gute Stücke aus dem Fundus (Claudine, Everlasting is my love for you, Munich Hilton, Drift away) u. der Fan wäre sicherlich noch glücklicher gewesen.
Shouldn’t take ist so hard.
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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."