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Anonym
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Herr Rossi@bullschuetz: Auf formaler Ebene hast Du recht. „Nackte“ Pop-Texte, also entkleidet von Melodie, gesanglicher Interpretation, Arrangement, Produktion usw., nach formalen Kriterien als kitschig oder nicht-kitschig einzuordnen, ist wahrscheinlich in den meisten Fällen gar nicht so schwierig. Aber auch ein formal kitschiger Text kann im Kontext eines Songs unkitschig wirken und etwas transportieren, was über die textliche Ebene hinausweist (siehe „Be My Baby“). Deshalb ist es ja auch ein Song und keine reine Lyrik. Bei der Beurteilung von Pop-Songs helfen literarische Kriterien nicht unbedingt weiter. Wenn ein Songtext prägnante Formulierungen, gedankliche Tiefe, Witz, Charme usw. usw. aufweist, umso besser.
Ist klar. Die Begrenztheit meiner Definition ist mir sehr bewusst – zum Beispiel bereitet sie mir selber Probleme, wenn es um Musik geht, die stark in einem „Genre“ wurzelt – denn im Genre gehört es ja konstitutiv dazu, sich auf Bilder, Versatzstücke, Ausdrucksformen der Tradition zu beziehen.
Ich glaube auch nicht, die Zauberformel gefunden zu haben, mit der sich bei jeder Aufnahme entscheiden lässt, ob es sich um Kitsch handelt oder nicht. Aber wenn jemand zum Beispiel ein Lied, das im Text praktisch bloß aus „moon“, „june“, „Herz“ und „Schmerz“ besteht, ganz und gar nicht kitschig findet, steht er doch zumindest unter Begründungsdruck (was überhaupt nicht heißen soll, dass es keine Argumente gäbe!).
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