Mick67Tja, das ist der Unterschied zwischen Nachgeboren und Zeitzeuge. Das Album hat bei mir und meinen Kumpels damals reingehauen wie kein anderes Album vorher und, weißt Du was, die Texte waren uns dermaßen egal, sie sind es heute noch.
Das sind natürlich schwer zu widerlegende Fakten.
Mick67
Die Musikalität von TJT haut mich immer noch um, das Album ist kein Deut gealtert. U2 hat Keith Richards damalige Blues und Back to Roots Lehrstunden aufgesogen und hervorragend umgesetzt.
„Musikalität“. Höre ich nur auf „Running To Stand Still“, „In God’s Country“ und „Trip Through Your Wires“. Tracks, auf denen die Jungs nicht nur routiniert ihre musikalischen Muster runterspielen, sondern mit Pfiff, Fingerspitzengefühl und Bandchemie agieren.
Keith erteilt The Edge Gitarrenstunden!?
Eigentlich unnötig. Nicht weil The Edge ein „besserer“ Musiker als Keef wäre. Nein. Vielmehr, weil beide Musiker aus eigenem Recht sind – so wie Keef den Riff’n’Roll geprägt hat, hat The Edge dieses Amalgam aus flirrenden, flackernden Post-Punk-Stakkatos und effektbeladenem Stadion-Rock mitgeschaffen.
Davon ab höre ich (zumindest auf „The Joshua Tree“) kaum Gitarrenthemen und -techniken, die The Edge nicht auch schon vorher genutzt hätte. Mit der Einschränkung, dass hier und da der Akustikgitarre eine unterstützende Funktion zukommt.
Mick67
Noch was: wie kann die Vertonung eines von Bono in El Salvador erlebten Bomberangriffs pathosbeladen sein?
Dass er hier keine fiktive Erzählung präsentiert, ändert nichts daran, dass auch schon der Vortrag an sich mit (zuviel) Pathos behaftet sein kann (greinen, aufheulen).
Und da der Text mit „Outside it’s America…“ so etwas wie Erleichterung signalisiert, hinterlässt er bei mir den Eindruck, als ob das Bombardement eher eigennützig eingesetzt wäre (Treibt die bombardierte Bevölkerung in die Arme des Landes, das die Demokratie geboren hat!?). Das wäre eine geschmacklose Vorstellung, findest Du nicht auch?
Auf Textanalysen hierzu wäre ich gespannt, ggf. im Album-Thread.
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