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1. Mr. Rock & Roll (****)
2. This is the life (*****)
3. Poison prince (**** 1/2)
4. Youth of today (*****)
5. Run (****)
6. Let’s start a band (*****)
7. Barrowland ballroom (** 1/2)
8. L.A. (***)
9. A wish for something more (****)
10. Footballer’s wife (**** 1/2)
Als ich „This is the life“, den Titeltrack dieses Albums, zum ersten Mal hörte, war ich ein wenig verliebt. Da kommt eine blutjunge und noch dazu umwerfend hübsche Schottin und singt mit einer derartigen Innbrunst, dass einem das Herz aufgeht. Nach vielen Jahren ist die Faszination nüchterner geworden, aber ich mag dieses Album immer noch sehr – und bin verblüfft, wie mühelos die meisten Tracks all die Dauerbeschallung überstanden haben; ähnliche Songs von ähnlichen Künstlerinen wären längst verpulvert worden. Wenn man gemein wäre, müsste man MacDonalds Kunst als traditionsbewusst bezeichnen, fast ein wenig nostalgisch. In den Songs entstehen Bollwerke, in denen die Epochen, in denen James Dean und Marilyn Monroe noch die Bühnenfläche betraten, im Kontrast zur heutigen Welt, in denen schale Models zu großen Stars aufgemotzt werden, stehen – etwa in „Footballer’s wife“ endet MacDonald mit der Zeile „there’s so much more to see, I don’t believe this is how the world should be“. In „Youth of today“ tritt die Protagonistin den Großen dieser Welt entgegen, die noch davon berichten, wie sie sich einst benehmen konnten – die aber nichts wissen über die heutige Jugend, ihre Gedanken und Empfindungen („But it’s just your one sided feelings/they keep getting in my way“). Neben diesen Spagatsprüngen zwischen den Generationen gibt es aber auch sehr greifbare Thematiken: Die ewige Liebe, die wie aus dem Märchenbuch geschnitten ist, große Augen und kirschrote Lippen, die Tänze, die die ganze Nacht andauerten, die Wut gegen den Giftprinz („another sucker of that slime“), der zum Himmel hoch fahren soll – und der Wunsch und Glaube nach mehr, nach etwas anderem, was man noch nicht gefunden hat. „Something more“ ist wie ein Mantra, das MacDonald in vielen Songs unterbringt. Man kann vieles andichten, ihr Gespür für Melodien und ihre Qualitäten als Songwriterin sind allerdings fast unbestreitbar – mich packt, wie in „Run“ das Blut zu kochen beginnt, wie der Opener herrlich beschwingt mit Gitarren hereinklingelt, wie „This is the life“ einfach unzerstörbar ist, in seiner intimen Stimmung, in seiner Leichtigkeit aber auch Bestimmtheit. MacDonalds Gesang ist nicht allzu facettenreich, aber dieses leicht belegte, tiefe Organ legt sich wie Samt auf die Haut – ich höre ihr wahnsinnig gerne zu und auch wenn man mit solchen Begriffen vorsichtig sein muss, ich finde ihre Haltung sehr glaubwürdig. Spätestens wenn in „Let’s start a band“ eine Trompete auffächert (ich muss bei diesem Auftakt immer an Scott Walkers kolossales „The seventh seal“ denken), ein Glockenspiel im Hintergrund leise ertönt und mir eine Stimme sanft zusingt „Give me a guitar and I’ll be your troubadour/Your strolling minstrel 12th century door to door“ ist es um mich endgültig geschehn –
und ich trete dieser Band bei. „And how do I know if you’re feeling the same as me?“ – I do, Miss.
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Hold on Magnolia to that great highway moon